Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
Hände fielen, wurden mit Stochieben zu Tode geprügelt.
Die Türken-Megteleien in Bulgarien wuchſen von Tag zu Tag. Alles flüchtete, als der Feind im Anzuge war, und bei der Schnelligkeit ſeiner zahlreihen leihten Cavallerie konnte er bald auh in Yaldizkoi als ungebetener Gäſt erſcheinen ; auh daß der am 12. Juli noh ſo rieſige Strom von Auswanderern urplößlih verſiegte, war ein Zeichen, daß die Ruſſen dieſen Armen hart auf den Ferſen waren.
Drei Stunden von Esfi -Dzuma in der Richtung von Diltin, ſah man auf einmal eine dichte Rauchſäule, dann eine zweite und dritte emporſteigen, kein Zweifel, die Ruſſen hatten die ſr1edlichen Drte in Brand geſte>t: Was mit ihren Einwohnern geſchehen, ob ſie no< Zeit gehabt zu flüchten, oder ob ſie den Pi>ken der Koſaken, dem Mordſtahl ihrer bulgariſhen Nachbarn erlegen, das wußte man nicht.
Jn den erſten Tagen wurde die zurü>gebliebene moslemiſhe Bevölkerung von den Ruſſen ganz glimpfli<h behandelt, beſonders in jenen Orten, wo höhere Offiziere ſih befanden, und in jenen, wo die Ruſſen nah glü>li< vollzogenem Donau-Uebergange zuerſt den Fuß hingeſeßt. Doch je weiter man in das Jnnere des Landes drang, und in dem Maße, als es Koſaken waren, die an der Spibe der ruſſiſhen Heerſäule ſtanden, wurde die Behandlung der Mohammedaner eine ärgere, mit der Proclam ation des Czaren im reinſten Widerſpruche ſtehend. Und man begann nun auh von Seite der xuſſiſhen Militärs das in Ausführung zu bringen, was ruſſiſhe Agenten bereits im Vorjahre mit großem Erfolg inſcenirt hatten, nämliw die Bulgaren gegen die Türken zu heyen. Die ruſſiſhen Offiziere waren es, welche in Türkiſh-Sliwa die Bulgaren bewaffneten, und unter Anführung ihrer Popen ſtürmten die von Schnaps berauſchten Bauernbanden auf die Türken, die ſi< in ver\<windend kleiner Minorität befanden, brannten deren Häuſer nieder, nachdem ſie zuvor Alles, was niht niet- und nagelfeſt war, geplündert. Dann wurde, was Leben hatte, niedergemetelt. Als der ruſſiſhe Commandant erfuhr, was geſchehen, ſc<hi>te er einige Compagnien Militär her, um dem Wüthen der Mordbrenner Einhalt zu thun, do< es war ſchon zu ſpät. Dieſe hatten ihr Werk \<on vollendet und nur rauchende Brandruinen, verkohlte Leichen fanden die einſchreitenden Soldaten.
Noch ärger wütheten die Bulgaren in Batak (niht zu verwe<hſeln mit jenem Batak, welches unweit Tatar-Bazardſchik gelegen, im Vorjahre dur die Niedermebßlung von auſfſtändiſchen Bul-
garen zu einer traurigen Berühmtheit gelangt iſt). Das vorerwähnte Batak iſ etwa ſe<s deutſhe Meilen ſüdöſtli<h von Siſtowo gelegen. Hier kam es zu einem wahren Straßenkampf, in dem die Bulgaren troß zehnfacher Uebermacht den Kürzeren zogen und ſi< eiligſt aus dem Städtchen flüchteten. Doch was nüßte den Türken ihr Sieg? Eine halbe Stunde ſpäter ſprengte eine Koſaken-Sotnie in Batak ein und begann ſofort mit den langen Lanzen fünf bis ſe<s der armen Bewohner niederzuſtehen, die anderen in fur<htbarer Weiſe zu mißhandeln, worauf die Letzteren in größter Eile die Heimſtätte verließen. Doch blieben immerhin no< zwanzig bis dreißig Familien, wel<he aus dieſer und jener Urſache ihre Flucht bis auf den leßten Augenbli> verzögert, zurü>.
Die Gräuel, die ſowohl von Seite der Bu lgaren als au<h der Ruſſen, an dieſen Unglücklihen, im Ganzen wohl an 150 Perſonen, verübt wurden, ſpotteten jeder no< ſo grellen Beſchreibung, und nie würde man dieſer Glauben geſchenkt haben, wenn es niht von Augenzeugen, die dem Blutbade entronnen, einem hochbetagten Greiſe und ſeiner Schweſter, gleihfalls eine würdige Matrone, mit der den Türken eigenen Ruhe und Würde erzählt worden wäre. Jhm zufolge hatten ſi< auh die bulgariſchen Weiber lebhaft an jenen Gräueln betheiligt, ja ſogar den Löwenantheil an denſelben für ſi< in Anſpruch genommen. Sie waren es, welche die ruſſiſhen Offiziere, als dieſe den Meteleien, die ſih vor ihren Augen entwi>elten, Einhalt thun wollten, beſ<hworen, ihrer Rache keinen Zügel anlegen zu wollen, die mit Mordwaffen in den Händen in die Haremliks drangen, kalten Blutes dort mordeten oder auch die türkiſ<hen Mädchen, die ſi< dort verbargen, an den Haaren herunterzerrten und den wild aufjau<hzenden Pöbel, deſſen Hände no< vom Blut der Väter rauchten, aufforderten, ſeine Lüſte an ihnen zu befriedigen. Und als nun auh dieſes geſchehen, da waren es dieſe Megären wieder, welche die Entehrten tödteten. Aber es war nicht der raſhe Tod, der an dieſe Unglüclihen herantrat, im Gegentheil wurden ſie mit der den ſüdſlaviſhen Racen eigenen Grauſamkeit von ihren Peinigern möglichſt lang gemartert, bis man ihnen den Gnadenſtoß gab. Den armen Opfern wurde Glied für Glied vom Leibe geſchnitten, die Finger zerbrochen, die Zähne eingeſchlagen, die Augen ‘ausgeſto<hen, Lippen, Ohren und Brüſte abgeſchnitten und dann die noh lebenden verſtümmelten Körper in die Flammen geworfen und das Jammergeheul der dem Feuertode Geweihten dur< das Freudegebrüll der entmenſhten Bande übertönt.
Jn Diskot war es gerade ſo ergangen, do< mochten dort nur 50 bis 60 Perſonen dem