Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten
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Grimme der Bulgaren gegen ihre bisherigen Unterdrü>er zum Opfer gefallen ſein, und auh hier ließ ſi< die Pöbelmeute, von Racheluſt und Branntwein berauſcht, dazu verleiten, Unſchuldige zu morden. Auch hier waren es die Frauen der Bulgaren, welche die Spie dex Mörderbande bildeten, und auch hier waren es hauptſächlich ſie, welhe gegen ihr eigénes Ge\<hle<ht wütheten. Nachdem die Blutarbeit vollendet war, ſ<leppten ſie die entſebli<h verſtümmelten Leichname der türkiſhen Frauen und Mädchen auf den Play vor dem Hauſe des Maudirs (Gemeinde-Vorſtehers) und tanzten auf den Körpern der Gemordeten die Hora (Nationaltanz) unter jau<hzenden Bravo-Rufen der Menge. Einem ruſſiſchen Offizier gelang es, zwei zwölf- bis dreizehnjährige Mädchen den Megären zu entreißen, doh verfolgte er dabei höchſt ſelbſtſüchtige Zwecke, indem er, nahdem er fie in europäiſche Kleidung geſte>t, ſie zwang, ihm zu folgen. Dieſem Beiſpiele folgten andere Offiziere und Soldaten des ruſſiſhen Heeres, und ganz und gar niht unbeträchhtli<h war deshalb der Frauentroß, welcher der. Armee folgte. Fn Wiſuli, Nedaun und Trampeſch ging es zwar niht ſo blutig wie in den erſtgenannten Orten zu, doh war auh hier immerhin die Zahl der Opfer nicht unbedeutend und es wurden alle Häuſer der Moslims in dieſen Dörfern, nahdem man ſie zuvor geplündert, ein Raub der Flammen. Deſto ärger wütheten die Bulgaren in Frenghi-Hiſſar, welher Ort der Siß einer Militär-Territorial-Behörde iſ und außer einer ziemli< ſtattlihen Caſerne auh eine Pulvermühle und ein caſemattirtes Munitions-Depot enthält.
Dort iſt die Bevölkerung zu zwei Dritteln Bulgaren, der Reſt Türken, Zigeuner und Juden. Dieſer Ort wurde nun zuerſt von doniſchen Koſaken, die ſi< ziemli< anſtändig betrugen, dann von Abtheilungen der ſogenannten Bulgarenlegion heimgeſuht, wel<he das türkiſche Viertel ſofort umzingelten, die wenigen no< zurü>gebliebenen Mohammedaner aus ihren Häuſern auf die Gaſſe \{leppten und dort die Unglü>lichen, welhen vorher von Henkern die Hände mit Stri>ken auf den Rü>en geſhnürt wurden, wie Hammel abſ<la<hteten.
Daß kein Unterſchied unter den Opfern gemacht wurde, und daß weder Alter no< Geſchlecht vor dem Mordſtahl ſchützte, wird na<h dem vorher Erzählten Niemand überraſchen; doh ſei hier ein Beiſpiel angeführt, welches deutli<h erweiſt, wie ſehr Grauſamkeit und Feigheit mit einander verſhwiſtert waren.
Nachdem das Opfern der dem Tode Geweihten zu Ende war und die Bulgaren an der Mordſtätte im wahrſten Sinne des Wortes im Blute wateten, wurde dem Führer der Bande
die Anzeige gemacht, daß in einem der entlegenſten Häuſer des Türkenviertels der Schmied Chafkirx Aga mit Frau und drei Kindern ſi verſte>t halte. Sofort ſtürmte die bluttriefende Rotte nah dem bezeihneten Häuschen, doh der unerſhro>ene Mann wußte wohl, was ſeiner harrte, und {oß wiederholt Büchſe und Piſtolen unter die Angreifer, wobei mehr als einer derſelben ſein Leben laſſen mußte. Und als der Haufe ihn nun, na<hdem er ſeine Feuerwaffen abgeſchoſſen hatte, für wehrlos hielt, die enge Treppe heranſtürmte, vertheidigte er ſich mit blanker Waffe, ſtieß den Führer der Bulgarenbande und einen ihm fſecundirenden Popen nieder, worauf die ganze Abtheilung ſpornſtreihs davon lief, während welher Zeit es dem waeren Schmied gelang, mit Weib und Kindern zu entfommen, nachdem er zwei Bulgaren, die ſeine Flucht bemerkt, zuvor niedergemacht hatte.
Jn der Naht vom 5. auf ‘den 6. Juli wurde im ſelben Orte der Pulverthurm, in dem ſi< an 500 Kiſten Pulver und ſonſtige Munition befanden, in Brand geſeßt, nachdem man zuvor vierzehn Gefangene, darunter die Hälfte Kinder unter zwölf Jahren, die man in der Nähe von Frenghi-Hiſſar aufgegriffen hatte, in das Gebäude geſperrt. Die Exploſion erfolgte und war eine derartige, daß außer den in den Thurm Geſperrten, no< drei oder vier Bulgaren, die in allzu großer Nähe ſi< die Geſchichte anſehen wollten, in die Luft geſprengt wurden.
Au<h über die in Tirnowo verbliebenen Türken ſtürzten ſi<h die in zwanzigfaher Uebermacht befindlichen Bulgaren. Hier commandirte doh ein höherer ruſſiſher Offizier, ein General, dem genügende Maſſe regulärer Truppen zu Gebote ſtand, ſo daß er Blutvergießen hätte verhindern fönnen. Doch that er ni<hts zur Verhinderung der Gräuelthaten, die ſi< faſt unter ſeinen Augen abſpielten. An ſe<zig Perſonen waren es, die in Tirnowo am Plate, den die große Fontaine des Sultans Muſtafa ziert, ohne Unterſchied des Alters und Geſchlechtes niedergemacht wurden; ja gegen Ende des Gemegels8 betheiligten \ſi< ſelbſt Koſaken unter dem Vorwande, daß von türkiſhen Häuſern von den Fenſtern auf ſie geſchoſſen wurde, an dem Blutbade, und gegen Abend ſah man hier abgeſchnittene Köpfe auf die blutüberſtrömten Pien gepflanzt, dur< die Straßen tragen. Weitere Gräuel wurden nächſt Yaldzikor verübt, wo eine Karawane Auswanderer, welche von Siſtowo flühteten und im dortigen Walde Nachtraſt gehalten hatten, von den Koſaken, ohne daß ein Flintenſhuß abgefeuert worden wäre, niedergemeßelt wurden. Frauen und Mädchen wurden, ehe man ſie mit Lanzenſtichen oder Säbelhieben tödtete, entehrt; ſelbſt Kinder von ſieben bis aht Jahren wurden von dieſen Beſtien in Men-