Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

ſchengeſtalt geſhändet; fünf Perſonen entkamen von der über 200 Köpfe zählenden Karawane und brachten die Schre>enskunde nah EsfkiDzuma. Andere Flüchtlinge aus der Siſtowo-Gegend, an dreihundert, wurden von berittenen Bulgaren der Legion in der Gegend von Tſchayrli, im Rasgrader Bezirk, ereilt und ohne Erbarmen bis auf einige Weiber, wel<he die Offiziere für ſich behielten, niedergemegelt. Bei Kara-Tſ\choumak wurden am ſelben Tage zehn auf dem Marſche befindliche Wagen, welche 48 Flüchtlinge enthielten, überfallen und bis auf den leßten Mann niedergema<ht; in Anouedlar wurden eilf Frauen und zehn Kinder ermordet. Jn den zwei lebten Fällen waren es Koſaken, welche in Uteh-Deßan, Oſtranſho und Kozlowo, lebtere zwei Orte blos vier Stunden von Ruſt{uk entfernt, alle Einwohner niedermetelten. Ju Koſtan und Yedwan jedo< theilten ſie dieſen Ruhm mit den Bulgaren.

Auch aus dem Balkan tönte ſolhe Schauerfunde hervor. Aus Yalwo und Dobniteno flüchteten die Einwohner, faſt 700 an der Zahl; ſie wurden von ihnen na<hſeßenden Bulgarenbanden im Hochgebirge, unweit des Tartarendorfes Kha yn, ereilt und ſammt den Bewohnern dieſes Letzteren unbarmherzig niedergemetelt. Fn Beſh-Pinar war es ein ruſſiſcher Oberſt, der troß der Einſprache ſeiner jungen Offiziere die Mannſchaft ſeines Regiments und die Bulgaren zur Maſſakrirung der türkiſhen Bewohner aufforderte. Fn Arnautbut ließ der, die über dieſen Ort marſchirende Colonne befehligende ruſſiſhe General oder höhere Offizier, ohne jeglihen Grund auf den vor der dortigen Mahalla zuſammengefahrenen Wagenpark, in dem ſi einige Hunderte von Auswanderern befanden, viermal hintereinander mit ſ{<arfen Patronen ſchießen, wodur< etlihe zwanzig Perſonen getödtet oder verwundet wurden. Einer aus dem Mudir, dem Chodſha und anderen türkiſchen Ortshonoratioren gebildeten Deputation, welche ſih bei dem General über dies ganz nubßloſe barbariſche Verfahren beklagte, antwortete dieſer: „Habt Fhr Türkenhunde es voriges Jahr den armen Bulgaren zu Widdin anders gemacht ?“

Man ſah einen Mann, der von furchtbaren Wunden, die ihm die Bulgaren zugefügt, bede>t war. Er gehörte einer Flüchtlings-Karawane an, die, von Merdan kommend, unweit Ka kifoa von den Koſaken ereilt wurde. Der Mann, der verzweifelt für das Leben ſeiner Theuern focht, mußte es mit anſehen, wie die Mörder vor ſeinen Augen Frau und Kinder ermordeten. Nur der Umſtand, daß er für todt auf dem Plate gelaſſen wurde, erklärt ſeine Rettung, die er einigen, glei<falls entfkfommenen Nachbarn verdankte. Herzbrechend war ſeine ſhli<te und doh

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ſo fur<tbar ergreifende Erzählung. „Das Lette,“ ſo ſpra< der Mann mit bebender Stimme, „Was i< vernahm, bevor mir die Sinne ſ<wanden, war das Fammergeſchrei, das Todesröcheln meiner armen Kinder, welche die Dſhams unbarmherzig mordeten !“ -

Die zahlloſen, von Ruſſen und Bulgaren niedergebrannten Ortſchaften, die begangenen Gräuelthaten an Ort und Stelle zu conſtatiren, war unmözgli<h. Ueberall zeigten die flammenden Dörfer und blutigen Leichen die Marfkſteine, wel<he den Weg bezeihneten, den die Heere des ruſſiſchen Czaren genommen halten.

Ueber die ruſſiſchen Grauſamkeiten legten dem Parlamente Lord Derby und Mr. Layard Depeſchen vor, welche die \<werſten Anklaggen enthielten. Unter den inhaltſ<hweren Actenſtü>en befanden ſi< auh folgende:

Depeſche Lord Derb y's an Lord A. Loftus, den britiſchen Botſchafter in St. Petersburg (datirt vom 17. Juli) recapitulirt die über die ruſſiſ<hen Gräuelthaten eingegangenen ConſularBerichte. Dieſelbe lautet: „Mylord! Jh habe eine Gelegenheit “ergriffen, zur Kenntniß des Grafen Schuwaloff die folgenden Berichte, welche Fhrer Majeſtät Regierung aus verſchiedenen Quellen über die Ausſchreitungen, die von den ruſſiſchen Truppen oder von dem unter ihrem Schuße handelnden Chriſten gegen die mohammedaniſhe Bevölkerung der türkiſhen Provinzen in Aſien und Europa verübt wurden, zu bringen. Dieſe Berichte ſind in der Ordnung wiedergegeben, in welcher ſie empfangen wurden :

1. Es heißt, daß na< der Einnahme von Ardahan die Einwohner der Stadt ſi gegen die Ruſſen erhoben, und daß ihrer $00 von den in ruſſiſchen Dienſten ſtehenden LeshgianTruppen hingeſhla<tet wurden.

2. Ein von einem Fhrer Majeſtät ViceConſul aus einer Privatquelle in SuchumKaleh eingegangener Brief berichtete, daß 1500 Familien in Adler, welche gezwungen waren, in die Wälder zu flüchten, um den Koſaken, die Alles vor ſi< her niederbrannten und plünderten, zu entrinnen, Hungers geſtorben ſeien.

3. Eine Anzahl vor den Ruſſen fliehender muſelmänniſher Flüchtlinge ſoll, nah einem Berite des Gouverneurs von Kaſanlik in Bulgarien, in dem Hohlwege Khaim Borges zwiſchen Tirnowa und Kaſanlik kaltblütig hingemordet worden ſein. Die in dieſer Weiſe ermordeten Flüchtlinge umfaßten Frauen und Kinder.

4. Mr. La yard berichtet, daß die Pforte am 14. die Meldung erhielt, daß ungefähr 200 mohammedaniſ<he Männer, Frauen und Kinder, die in Fuhrwerken nah Varna flüchteten, von der ruſſiſchen Cavallerie eingeholt wurden, welche die Männer und Kinder mordeten und die