Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

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drei herrlihe, mit Gold und Purpur bede>te Araberroſſe waren, ſind die Beweiſe der Anerkennung des Padiſhah für ſeine bisherigen Leiſtungen in Bosnien und Montenegro. Fa, Abdul Hamid ging no< weiter, indem er der Gattin und den Kindern Mehemed Ali's einen im Augenblicke niht bewohnten Tract im Kaiſerpalaſte von Tſchirogan als Reſidenz anwies.

Dem Marſhall waren nach ſeiner definitiven Ernennung nur zwei Stunden zur Regelung ſeiner Privat-Angelegenheiten gelaſſen, worauf er an Bord des Panzerſchiffes „Houri Osmanieh“ ohne weiteren Aufenthalt na< Varna abging.

Hier wurde er von dem Obercommandanten Prinzen Haſſan von Egypten, dem FeſtungsCommandanten General Stre>er unddenSpigzen der Civilbehörden empfangen, worauf na< einſtündigem Aufenthalte Mehemed Ali mittelſt Separatzuges nah S<humla abreiſte, wo er in den Nachtſtunden des 21. Fuli unerwartet wie eine Bombe mitten in den Wirrwarr, den Redif und ſeine Genoſſen angerichtet, hineinplaßte. Nur dem Serdar Abdul Kerim, den er perfönlih ſehr hoh achtete, erwies Mehemed Ali die Höflichkeit, vor Bothaneh, einem auf halbem Wege zwiſchen Kaspitſhan und Schumla liegenden Tartarendorfe, ſeine Ankunft, ſowie au<h den Zwe> ſeiner Miſſion briefli<h mitzutheilen. Doch machte Abdul Kerim aus dieſem Briefe kein Geheimniß, theilte im Gegentheil dur< ſeine Offiziere die erhaltene Nachricht, inſofern ſie die bloße Hierherkunft Mehemed Ali's betraf, den Truppen mit.

Als in vorgerücter Nachlſtunde — dex Serdar und Nedif waren indeß verſhwunden der neue General en chef in Begleitung des greiſen Namyk Paſcha und des Artillerie-Generals Stre>er Paſcha unter ſeine Truppen trat und ihnen perſönlih die hohe Würde verrieth, die ihm die Gnade ſeines Herrſchers verliehen, da kannte der Enthuſiasmus der Leute feine Grenzen. Wie verrückt liefen ſie troß des ſtrengen Verbots von Zeltlager zu Zeltlager, von Fort zu Fort, ja ſogar in die Stadt, um überall die freudige Nachricht mitzutheilen, daß ſie, die tapfern, tüchtigen Soldaten, nun auh einen ebenſo wa>ern, als geiſtvollen und bewährten Führer erhielten. Die ganze Nacht flammten dann auh Freudenfeuer, brauſten die Klänge der Muſikcorps. Fn früher Morgenſtunde des 22. Juli verſammelte Mehemed Ali alle in Schumla weilenden Generale, Oberſte und ſelbſtſtändigenTruppen-Commandanten in diebisher von dem Serdar bezogenen Zelte. Jn kurzer \{<wungvoller Rede hob er die Nothwendigkeit innigen Zuſammenhaltens in dieſer Zeit der Bedrängniß, die Pflichten, die Feder in ſeiner Sphäre zu erfüllen habe, hervor. „Meine Herren,“ ſo \{<loß der General „ih bitte Sie, mich außer Dienſt ja nicht als ein höheres Weſen

zu betrachten, ſondern als einen Kameraden, der Jhnen die gleihe Hochahtung entgegenbringt , welche er von Fhnen erwartet. Auch werde ih überglü>li< ſein, jeden Fhrer in meiner Macht ſtehenden Wünſche na<zukommen. Was aber Dienſtliches betrifft, ſo bemerke ih, daß i<h das Aeußerſte von Fhnen, vor Allem den ſtrengſten Gehorſam verlange, daß i< Vollmachten von Sr. Majeſtät, zu belohnen und zu beſtrafen, beſitze, daß ih das Recht habe, bis zum Ferik Avancements vorzunehmen, im Gegentheil jedo<h au< Jedermann ohne vorhergehendes Krieg8gericht erſhießen zu laſſen; i<h werde von dem Einen, wie von dem Anderen nöthigenfalls Gebrau< machen.“

Dieſe Anſprache wurde mittelſt Tage8befehl den Truppen mitgetheilt, deren Begeiſterung nun feine Grenzen fannte und die zu Tauſenden und aber Tauſenden das Zelt des neuen Obercommandanten in einem großen Halbkreiſe umdrängten und in donnerndes „Tschok jascha!“ ausbrachen, wenn es ihnen gelang, den Gefeierten au<h nur auf Augenbli>e zu Geſichte zu bekommen. Jm weiteren Verlaufe des Tages empfing Mehemed Ali die ihm aufwartenden Civilbehörden von Schumla, die hohe Geiſtlichkeit, endli<h au< eine Bulgaren- und eine Emigranten-Deputation. Der Letztern erwiderte er, daß er bedauere, ſie von Haus und Hof vertrieben zu ſehen, do< werde er Alles daran ſetzen, ſie wieder in der alten Heimat zu inſtalliren. „Jh werde ſiegen oder zu ſterben wiſſen!" waren ſeine Schlußworte.

Die Bulgaren, die vor den Emigranten bei ihm waren und Schuß für ſi< erbaten, beruhigte er und machte die Zuſage, daß er für ihr Leben, Hab und Gut bürge, Jeden ſtreng beſtrafen werde, der ſih an ihnen vergreifen würde, doh au< unnachſi<tli< jede revolutionäre Beſtrebung, jedes Einverſtändniß mit dem Feinde ahnden werde.

Während der eine Serdar ſi<h im Hauptquartier einführte, waren Abdul Kerim und Nedif Paſcha an Bord der Admiralitäts-Yacht „Stambul“ in Conſtantinopel angekommen. Als ſie an das Land ſtiegen, wurden ſie von der Menge, die ſie troß der vorgerü>ten Zeit auf dem Landungsplaßte erwartete, mit Geſchrei empfangen. Ohne die Polizei-Agenten, die man- vorſicht8halber hier poſtirt hatte, würde es ihnen vielleiht ſ{<limm ergangen ſein, weniger no< Abdul Kerim als demSeraskier(Krieg8miniſter) Redi f, dem alle Welt mißtraute und deſſen Ungnade mit allgemeiner Zufriedenheit aufgenommen wurde. Der Sultan konnte jetzt einſehen, wie Unrecht er hatte, die Warnung zu mißachten, die ihm bezüglih Redif Paſchas von den Softas, durh die Repräſentanten-Kammer und durch die öffentliche Meinung vermittelt wurde. Unbeſtreitbar wäre viel Unheil verhindert worden, hätte man Redif rechtzeitig abgeſeßt und zurü>gerufen.