In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte : Lehrbuch der Physiognomie : mit 140 Abbildungen
sm engen Anjhluß an Blumenbad) fand man fpäter die „veutjhe Horizontalebene", die jo gewählt ift, daß beim Mtejjen die Kopfitellung annähernd die gleiche bleibt, wie beim lebenden Menjchen in ruhiger gerader Haltung. Die moderne Anthropologie mißt, aus wijjenjchaftlihen Gründen, ftatt des Gefidhtswinfels die Profillinie, auf die näher einzugehen für unfere Betraditungen nicht notwendig erjcheint. Zu betonen ift nod), daß Köpfe von weniger als 70 Grad Gefichtswintel fchiefzähnig, jolje von größerem Gefichtswinfel geradzähnig find. Hier gibt es gleichfalls erhebliche Ausnahmen, weil bei hervortretender Stirn die Erjcheinung der Schiefzähnigfeit au) ataviftifch eriftieren kann.
Wie Camper die Schädel durd) Mefjungen verglich, jo juchte Blumenbad) nad) einem Vergleich der Köpfe „auf einen Blic“. Er fand, daß der Umriß des Schädels länglich, eiförmig oder breitförmig fein fann und diefe ebenfalls greifbare Lehre wurde glei) der Camperfchen jehr populär. Rebius in Stodholm, nahm Mejjungen nad) Camper und Blumenbad) vor und jchuf jo das erite Syjtem der Schädelbetradhtung, das in feinen Grundziigen nod) heute Geltung hat. Nacd) den gewonnenen Refultaten unterjcheiden wir, dem Verhältnis zwifchen Längs- und Querdurchmefjer des Hirnjchädels entjprechend, zwei Haupttypen, die als Lang= umd Kurzichädel bezeichnet werden. Wilfenihaftlid: Dolichocephalen und Brachycephalen. Diefe beiden Formen bilden feineswegs jcharf begrenzte Gruppen, jondern jind durd) Uebergänge verbunden. Heute unterfcheidet die Wiffenjchaft zwar vier Gruppen, aber die einfachjte Einteilung ift, Zangs, Mittelund Nundföpfe zu fennen. Was zmwilhen die zwei Extreme fällt, wird durchweg zur Alafje der Mittelfüpfe gerechnet. Der Wert der Kopfformation als Nafjenmerfmal, den die Anthropologie nod) bis in Die neufte Zeit jehr hoc einfchäßte, ift nur ein befchränfter. Namentlic) jomweit europäifche Volksftämme in Stage fommen, weil hier alle Schädelformen in buntefter Mifchung zu finden jind. Alle Hieraus gezogenen Schlüffe und Folgerungen jind daher mit VBorfiht aufzunehmen,
Auch für die Beurteilung der Frage, welche Schädelform als höherjtehend zu betrachten ift, hat man wenig fichere Anhaltspunfte. Ganz im allgemeinen jhägt man den Langjchädel höher ein, obwohl bei aufjteigender Entwidlung der Querdurd)-