Inschriften für Grabdenkmäler
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204. Ein Blümelein, gar hold und fein, Stand in der Erde Blumenhain; Es war der Gärtner Stolz und Freude Und ihre liebſte Nugenweide.
Da ſah's der Himmelsgärtner ſtehn
Und ſprach: „Wie iſt das Blümlein {sn! Es zierte wohl den Himmelsgarten, Wo meine Engel ſeiner warten“.
D'’rauf iſ der Todesengel kommen Und hat das Blümchen mitgenommen, In ſeinen Garten es geſeßt, Wo er mit Himmelstau es neßt.
Die Erdengärtner aber lagen,
Daß man ihr Blümchen fortgetragen. Was flagt und weint ihr Teuren doh? Es blüht ja euer Blümchen noh!
Nach wenig kurzen Nugenblicken Schaut ihr es droben mit Entzücken; Dann blühet es in lichtern Höhn Auf ewig euh als Wunderſchön. (Frißzſche.)
ZO Dort, wo die Tränen alle ſ{hwinden, Rein und unſterblich alles iſ, Dort wird das Aug’ dich wiederfinden. Das Tränen hier um dich vergießt.
206.
Es glänzen goldne Blumen und ſinken in den Staub;
Des Frühlings zarte Blüten ſind bald des Todes Raub. Auch du warſt eine Blume, gepflanzt von Gott dem Herrn; Warſt unſers Lebens Freude. — Nun biſt du von uns fern! Du blühſt im Himmelsgarten nun auf in Herrlichkeit;
Einſt ſehen wir uns wieder in Wonn' und Seligkeit.
(L. Mooſer.)