Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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‚32. Ein Solhes fiehet man Far an den Heiligen Gottes von der Welt ber, wie Mandher ift vom Geifte Gottes getrieben worden und ift aber manchmal wieder aus der Gelaffenkeit in die Selbheit, als in eigene Bernunft und Willen, eingegangen, ik meldyer fie bat der Satan in Sünden und Gatted Zorn geftürze, wie an David, Salomon, fowohl aud an den Erzoätern. Bıspheten und Apofteln zu fehen it, das fie mandmal haben kräftigen Irrihum gewirkt, -jo find fie aus der Gelaffenheit in die Selbheit, als in die eigene Vernunft und Luft, eingegangen.

33. Darum it den Kindern Gottes Noih zu mwilfen, was fie mit fi) felber thun follen, fo fie den Weg Gottes lernen wol len, als day fie au) die Gedanken zerbreijen und wegwerfen müffen, und nichts degehren noch lernen wollen, fie empfinden fich denn in wahrer Selafienheit, das Gottes Geift des Dienihen Geift kebrer, leitet und führet, und daß der menfähliche eigene Wille zu eigener Zuft ganz gedrohen und in Gott ergeben kei.

34. Alle Speculafion in Wundern ‚Gottes ıfk ein faft führe lid Ding, damit der Willengeift mag bald gefangen werden, & fei denn, daß der Millengeift Gottes Geifte nadjebe, jo bat er in der gelaffenen Demuth Macht, alle Wunder Gottes zu Ihauen.

35. Sch fage nicht, dag der Menfh in natürlihen Künften nichts forschen, erfahren und lernen fol nein, denn daffelbe it ihm nüßlih; aber die eigene Vernunft jol nicht der Anfang fein. Der Vieniy jol fein Leben nicht allein durd das Aufere Bew nunftliht regieren. Daffelbe ift wohl gut; aber er fol f& mit demielben in die tieffte Demuth vor Gott einfenfen und den Geift und Willen Gottes in allem feinen Forfhen vorn an ftellen, daß das Ternunftliht durch Gottes Licht fehbe. Und ob die Vernunft viel erfennet, jo joll fie ih diß nicht annehmen als eines Eigen: thbums, jondern Gott die Ehre geben, melden allein die Erfenntnig und Weisheit gebühret

36. Denn je mehr jih die Vernunft in die alberne De muth vor Gott erjenket, und je unmürdiger fie jih vor Gott hält, je mebr jtirbt fie der eigenen Begierde ab und je mehr durchs dringet fie Gottes Geift, und führet fie in die bödite Erkenntnis ein, Daß fie mag die großen Wunder Gottes fchauen. Denn Gottes Geift führet nur in die gelaffene Demuth; was ich jelber nicht fuchet noch begehret, was ın fi jelber vor Gotr begehrei einfältig zu fein, das ergreifet der Geift Gottes und führer’ in feinen Bundern aus. Ihm gefallen allein die fh vor ihm fürd> ten und biegen.