Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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16. Darum ift alles Spintifiren und Forfhen von Gottes Villen, ohne Ummwendung des Gemüthes, ein nichtig Ding. Benn das Gemüth im eigener Begierde des irdifchen Lebens gefangen fchet, fo mag es Gottes Willen nicht ergreifen; es läufet nur in Selbheit von einem Wege in den andern, umd findet doc) feine Ruhe, denn die eigene Begierde führet doch immer Unruhe ein.

17. Denn fih's aber gänzlih in Gotteg Erbarmen einfenfet, und feine Selbheit begehret abzufterben und begehret Gottes Willen zum Führer und Verftande, das fich’s felber als ein Nichts erfennet und hält, das nichts will, ohne was Gott will, und fo dann des Zorns Begierde im irdifchen SKleifhe mit des Teufel® Imagination dahergehet und am der Exele Willen anftößet: fo fehreiet die gelalfene Begierde zu Gott: Abba, licher Vater, erlöfe mich vom Uebel! Und wirket aledann (ob cs ge chähe, dag der irdifhe Wille im Grimme Gottes, durch des Teufels Sudht, zu far würde) nur in ich jelber, wie St. Paulus auch faget: fo ih num fündige, jo thue ih nichts, fondern die Cünde, die im fFleifche wohne. Item: fo diene ih nun mit dem Gemüthe dem Gefege Gottes und mit dem Fleifhe dem Ge feße der Sünde,

18. Nicht meinet Paulus, dag dag Gemüth foll in des Fleifhes Willen einwilligen; fondern alfo jtarf it die Sünde im FSleifh, als der erwedte Zorn Gottes in der Selbheit, dag er oft mit Gewalt, duch den falihen Gegenhaß gottlofer Menfhen, oder durch einen Anblid menfhlicher Ueppigkeit, in die Luft eingeführet wird, daß er den gelaffenen Willen ganz übertäubet und gleich mit Gewalt beherrfchet.

19. Und fo aledann die Sünde im Fleifh gemwirket ift, fo will fih der Zorn damit ergößen und greift audh nad dem gelaffenen Willen. So fhreiet der gelaffene Wille zu Gott um Erbarmen des Webels, dag doh Gott wollie Die Sinde von ihm rorg übergeben und ins Centrum als in Tod zinfiihren, daß fie fterbe.

20. Und Et. Baulus fpricht weiter: fo tt nun nichts Ver: damntliches an denen, die in Chrifto Sefu find, vie nadı dem Rorfak berufen find, Das it, die in dem PVorfa Gottes, darinnen Gott den Menschen berief, mieder in deinfelben Rufe berufen find, Daß fie mwieter im Torjage Gottes ftehen, darinnen er den Menichen in fein ®leihnis, in ein Bild nad ihm fhuf. lo lange der eigene Mille in der Eelbheit iteher, fo it er nicht im Torfage und Rufe Gottes, fo ift er nicht berufen, denn er ift aus feinem Loco augganzan.