Memoiren S.K.H. Anton Philipps von Orleans, Herzogs von Montpensier, Prinzen von Geblut

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uns zuerſt den ſchre>lichen Verluſt ahnen , den wir erlitten: hatten, und von dem wir durchaus . nichts wußten. Jh ſage, wir ahneten den Verluſt, denn obgleich der Brief auf die ewige Vorſicht verwies, und Unterwerfung unter ihre unerforſchlicheit Rathſchlüſſe von uns forderte, war doh au< Vieles darin enthalten, was von der Spur der ſchaude?haften Wahrheit ablenkte, ſo daß wir Mittel fanden , den Brief auf unſere Art auszulegen, und ihn ſogar als Troſtgrund zu betrachten. „„Wäre unſerem Vater irgend ein Unglück begegnet, ſagten wir, weshalb ſollte man es uns nicht beſtimmt mittheilen ? Wie ſollte es zugegangen ſein, daß wir es nicht auch ſchon auf andern Wegen erfahren hâtten? Nein, nein, der gute Lebrun ermahnt uns zur Unterwerfung unter den Willen Gottes nur deshalb, weil er weiß, daß ſie in unſerer Lage, beſonders bei der Trennung von unſerm Vater, durchaus nôthig iſt.

Judem wir uns ſo zu tröſten ſuchten, waren wir deſſen Ungeachtet in der qualvollſten Ungewißheit , ſuchten uns jedoch gegenſeitig unſere Befürchtungen zu verbergen. Da wir aller Bitten ungeachtet die Zeitungen nicht erhalten konnten , /überhäuften wir die Officiere , Untevofficiere und Corporale der Wache mit Fragen; aber keiner von ihnen Allen wollte uns die ſchre>liche Wahrheit