Memoiren S.K.H. Anton Philipps von Orleans, Herzogs von Montpensier, Prinzen von Geblut

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„Nein, Tante, riefen wir ‘ſchnell, wir ſind auf nichts vorbereitet, wir wiſſen von gar nichts.

„Es iſt unmöglich , daß Ihr das grenzenloſe Unglück nicht wenigſtens ahnen ſolltet, welches mit dem erforderlichen Muthe zu ertragen , die Religion allein Euch die nôthige Kraft gewähren kann. Ihr müßt endlich aufhören, Euch durch Vermuthungen zu quälen. Leſet für's Erſte dieſen Brief Eurer j Mutter an Euch, den man mir gab , um ihn Euch einzuhändigen. ““

Der Brief enthielt nichts, als die wenigen , mit großen Buchſtaben geſchriebenen Worte: “ „Lebt, theure Kinder, lebt für Eure unglückliche Mutter. ‘“ Dieſer Befehl vernichtete mich. Unwillkührlich/ fielen meine Blicke ſogleich auf Beaujolais, und als ſie -den- ſeinigen begegneten, da ſtrömten unſere Thränen , um ſo unaufhaltſamer, da wir ſie ſeit längerer Zeit gewaltſam zuvü>gedvängt hatten. Dennoch vermochte ich nicht, den “Gedanken unſers ſchreŒlichen Verluſtes zu faſſen, j

e, Tante, rief ih; um Gottes Willen, reden Sie - deutlich! Was iſt meinem Vater widerfahren 2“ —*)

®) Det Herzog von Orleans kam in der Nacht vom 5« zum 6. November in Paris. an. Er ward ſoglei< nah der Conciergerie gebracht, und erhielt