Memoiren S.K.H. Anton Philipps von Orleans, Herzogs von Montpensier, Prinzen von Geblut

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niht lañge mehr währen würden. Daher faßten wir den feſten Entſchluß, den kurzen Reſt derſelben mit Muth und Ruhe zu ertragen.

Uebernahmen Uns die finſtern Gedanken dennoch manches Mal, was wir troß aller Kraftanſtrengung nicht ganz zu vermeiden im Stande“ waren, ſo tranken wir einige Gläſer Wein mehr. als gewöhnlich, und rauchten dann ſtark, was uns in eine Art von wohlthätigen Taumel verſeßte, wäh: rend deſſen wiv nicht an das Gräßliche unſerer Lage dachten, und dem noch überdies ein wohlthätiger und geſunder Schlaf folgte. Schre>licher Zuſtand! Die Thiere erregten oft unſern Neid. „Sie ſind frei von der Qual des Gedankens, ſagten wir ; ſie ſind wahrhaft glücklich. “ : Mehr als einmal wünſchten wir, wenn wir uns niederlegten, “nicht wieder zu erwachen, und der Wunſch war ganz aufrichtig. In der That war auh das Erwachen der ſchre>: lichſte Augenbli>> des Tages. Der Anbli> unſers Kerkers, in den das Tageslicht dur das dreifache Gitter nur zu dringen ſchien, um uns beſſer das Schrekliche deſſelben erkennen zu laſſen, erneute ſogleich wieder alle die Schreckensbilder , welche. ein wohlthätiger Schlaf auf einige Zeit verſcheucht hatte. Die Hoffnung war faſt gänzlich aus unſeren Herzen verſ<wunden. Jch ſage faſt, denn Dank ſei der göttlichen Vorſehung, nie verläßt ſie den Menſchen