Memoiren S.K.H. Anton Philipps von Orleans, Herzogs von Montpensier, Prinzen von Geblut

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ſen zu laſſen. Ich ſtaunte, daß man einer ſolchen Aufopferung für Geld, und ſogar für eine ſo geringe Summe, fähig ſein könne. Später hatten wir Urſache zu vermuthen, daß er kundſchafte, und Bericht von dem erſtatte, was wir mit einigen Herren vom Departement und vom Stadtrathe ſprachen; eites Tages überraſchten wir ihn ſogar horend an unſerer “Thúr , worauf wir ‘ihn ſogleich verabſchiedeten. Aber er war damals ſchon ſechs ganzer Monate mit uns eingeſchloſſen geweſen. Das Leben ;- welches er Hier führte, war gewiß ſo traurig, ſo langweilig, als man es ſich nur denken kann, ‘denn er konnte weder leſen noch ſchreiben, und hatte, wenn er unſere Betten gemacht, und uns bei Tiſche aufgewartet, nichts zu thun, als zu eſſen und zu trinken, und das that er mit vielem Fleiße. Die noch übrige Zeit brachte er auf der Terraſſe zu, wo er ein Geſpräch mit der Schildwach unterhielt , wenn dieſe es nämlich erlaubte, was jedoch gewöhnlich der Fall war. Alle Abend , regel: mäßig, betrank er ſich, und hatte größtentheils einen bôſen Rauſch. “Sobald ſich daher ſeine Trunfenheit zeigte, ſchi>ten wir ihn zu Bett, was er denn unter vielem Murren befolgte. Et ſchlief unten in dem Kerker, den ich mit Gamache bewohnt hatte, denn durch jenen, öfter erwähnten Befehl hatten die Herren uns den „Genuß“ dieſer bei: