Serbiens Freiheitskrieg und Milosch : aus dem Französischen

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Tage verfloſſen. Die im tiefſten Geheimniſſe getroffenen Vorbereitungen haben ihr Ende erreicht, die verhängnißvolle Stunde des Aufbruchs iſ gekommen . . . Die Weiber und Kinder verlaſſen das heimiſche Dach, um unter den Zelten der Heidu>ken Zuflucht zu ſuchen. Jede Familie nimmt mit ſich, was ſie der Plunderung entziehen kann ; die Heerden ſchreiten unter der Führung der jungen Knaben dem traurigen und ſ{hweigſamen Zuge voraus, der bis zum Gebirge von bewaffneten Männern geleitet wird, welche morgen in der Ebene ſich in Schlachtordnung ſtellen werden, um gegen die Türken zu marſchiren.

Es iſt der heilige Abend vor dem Oſterfeſte. Die fromme fliehende Bevölkerung richtet ihre Schritte nach der Kirche von Takowo, wo ſie Halt macht. Das große Thor des Tempels iſ ofen. Die Weiber ſtürzen ſih in's Innere und werfen ſich auf die Knie; die Männer bleiben vor dem Plabe, entblößen ihre Häupter vor dem heiligen Orte und bewachen die Zugänge. Der Mond beleuchtet mit ſeinen Strahlen , von Wolken umgeben, das ergreifende Schauſpiel.

Ein Prieſter von majeſtätiſchem Wuchſe im Meßgewande ſteht am Altar und richtet ſeinen Bli>k voll ſeltener Energie auf die Anweſendenz lange weiße Locken wallen um ſeine Schultern und umgeben ſein tief gefurchtes ehrwúrdiges Geſicht, deſſen ſtark ausgeprägte Züge Entſchloſſenheit und Muth verkünden.