Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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das noch gerüt, was er bezüglich des Gefangenenaustauſchs in ſeinem Tagebuche vorgibt. !) Er will die Wiſſenſchaft davon, daß ſchon furz vorher Verhandlungen über einen Austauſch ſtatthatten und woran ſie ſcheiterten, nur der zufälligen Freundſchaft mit einem preußiſchen Offizier verdankt haben. Tatſächlih überbrachte er Bacher einen ebenjo wohlüberlegten wie zweideutigen preußiſchen Vermittlungsvorſchlag, der die Schwierigkeiten diesmal im voraus ausräumen jollte. Bacher kann die Angaben darüber in ſeinem Berichte kaum erfunden haben. :

Umgekehrt dürfte an den Auſzeichnungen des Schmerz über die Geſpräche des 7. Auguſt zutreffen, was Bacher ſeinerſeits verſchweigt, daß dieſer in ſeiner Freude dur< Ochs ſofort Andeutungen machte, ob ſich nicht eine franzöſiſch-preußiſche Geheimkonvention ins Auge faſſen ließe. Nicht nur hat Schmerz, ſeinem Tagebuch zufolge, zwei Wochen ſpäter Kal>reuth davon geſprochen, ?) ſondern ungefähr zur ſelben Zeit ſchi>te Ochs an Schmerz auch einen vollſtändig ausgearbeiteten Entwurf einer ſolchen Konvention aus Bachers Feder. ?) Denn wenn Bacher im erſten Augenbli> ſeinem Miniſter auch noch die Anerbietungen des Unterhändlers mit einem Vorbehalt meldete, jo ſah ex doch offenbar durch ſie ſchon die Friedensunterhandlungen ſelber als eingeleitet an. Erbat er do am 8. Auguſt vertrauensſelig ſofort Weiſungen, um die preußiſche Friedenskommiſſion, ſobald ſie käme, zu Barthélemy zu geleiten. Selbſt die fragwürdigen Andeutungen nahm er auf, die Schmerz ihm über deren vermutliche Zuſammenſeßung gemacht hatte. *)

Schmerz reiſte am 8. Auguſt ab, nachdem er Kal>reuth noh furz verſichert hatte: „alle meine Anträge wurden vergnügt aufgenommen.“ *) Bei ſeiner Rückkehr ins preußiſche Lager zeigte Kalreuth keinen ſonderlichen Eifer mehr für den Vermittelungsverſuh und drängte nicht, ihn fortzuſezen. ©) Erſt erneute Reibungen mit der öſterreichiſchen Heeres leitung veranlaßten ihn, Schmerz wieder zu ſi< zu rufen und ſih jet freilih jo lebhaft zu äußern, daß Schmerz ſogar mit Bachers Vor-= lag einer franzöſiſch-preußiſchen Geheimkonvention an ihn herantrat. Noch weniger Beifall fand Bacher in Paris. Er drängte wiederholt in Paris, einmal dur< Hinweis auf neue Bemühungen Englands in Berlin; er ließ den Wunſch nach Einleitung der Verhandlungen auch dur<h den Kommandierenden der Rheinarmee, General Michaud, unterſtühen; er ſchictte Nach- f

1) Kohl 24.

?) Kohl 26 und 31.

9) Kohl 29.

4) Kaulef IV, 233.

5) Kohl 27.

6) Kohl 27, 28 verdienen den Vorzug vor dem Briefe des Schmerz an Ochs vom 15. Auguſt, Kaulek IV, 249.