Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

richten über die zunehmende Verſtimmung der Öſterreicher und Preußen, über die angeblich ſchon bewieſene Untätigkeit der preußiſchen Truppen, über das Friedensbedürfnis im Reich, wie auch eine ſyſtematiſche Darlegung der diplomatiſchen Nüßlichkeit einer preußiſch-franzbſiſchen Verſtändigung. Aber von Paris her fam feine Antwort. „Le nouveau Comité de Salut public qui gouvernait alors la France était encore s0us le coup de la révolution de thermidor, et il avait à régler des affaires sinon plus importantes, au moins plus urgentes“.1) Auch war der Miniſter des Äußern ein wenig fähiger Mann.?) Selbſt Barthélemy hielt fich zurü>. Er war wohl nicht gegen die Anknüpfung, wollte aber einſtweilen nicht ſelbſt durch ſie gebunden werden und empfahl dem Comité de Salut public, alle preußiſchen Verſuche, Beſprechungen einzuleiten?) — auch ſolche, die nicht von Schmerz ausgingen —, an Bacher zu verweiſen, ihn alſo vorläufig allein gewähren zu laſſen. Doch war es nicht etwa nur Schwäche, Untüchtigkeit und übertriebene Vorſicht, was den leitenden Kreiſen der Republik eine ſo völlige Zurückhaltung auferlegte. Einerſeits ſcheinen ſie berichtet worden zu ſein, daß der König von Preußen nichts von den Friedensverhandlungen wußte. Andrerſeits wollten ſie wohl den Krieg noch erſt bis zur militäriſchen Sicherung Hollands und des Rheinufers forttreiben. Endlich mag ihnen auch der Verlauf der polniſchen Frage eine abwartende Haltung angeraten haben. Bacher betonte ſelbſt dieſen lezten Grund mehrfach, aber auch die beiden anderen Momente überſah er auf die Dauer nicht. ©)

Im ganzen gewähren die Aftenſtücke, die amtlichen Charakter tragen, oder doch wie Schmerz Bericht für Zwe>e beſtimmt waren, die zur amtlichen Nachprüfung herausforderten, den Eindru>, daß es ſich im Auguſt weſentlich um dienſteiſrige Bemühungen von Perſönlichkeiten zweiter oder dritter Stellung handelte, die von den maßgebenden Männern wie Möllendorff und Barthélemy nur geduldet wurden. Zweifelhaft iſt die Nolle Kalckreuths. Bacher ſowohl wie Schmerz ſchildern in ihren Korreſpondenzen hin und her die Haltung aller entſcheidenden Perſönlichkeiten freilich günſtig, aber ſie taten es aus Jutereſſe, niht der Wahrheit gemäß.®) Als Handelnde erſcheinen nur ſie ſelber. Schmerz ſpiegelt dabei Bacher dauernd vor, daß er ununterbrochen mit Möllendorf in Verbindung ſtehe; Bacher ſeinerſeits ſteht — mindeſtens eine Zeitlang — im Banne der Meinung, daß man nur einen Schritt zu tun habe, um zum Frieden und zum Bündnis zu

9) Sorel, R. H. YV, 287.

*) Miot de Mélito, Memoires I, 3, 47.

3) Barthélemy an Buchot 20. Auguſt 1794 (3 fructidor) A. 8. 448, Kaulek IV, 256.

4 Kohl 34 35, 37,38.

5) Kohl 29 u. 82, Kaulek IV, 249.