Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Parlamentieren wurde es Abend, und der Biſchof wollte Jih ins Pfarrhaus zur Nachtruhe begeben. Der albaneſiaſchen Sitte gemäß weigerte er ſich aber, in einem Hauſe zu ſchlafen, deſſen Hausherr oder bere>tigter Vertreter niht anweſend wäre, um ihn als Gaſt zu empfangen. Er verlangte unter Berufung auf dieſe Sitte die Frei= laſſung des Pfarrers wenigſtens für dieſe Nacht, damit derſelbe die Vflichien des Hausherrn erfüllen könne. Vergebens. Darauf begab ſich der greiſe Erzbiſchof zu ſeineux Pfarrer in den Stall und ſu>te dort kümmerliche Nacht ruhe. In der Früh wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen, und man einigte ſi<h au< ſ{ließli< auf den Vorſchlag des Erzbiſchofs, er werde den Pfarrer mit nah Skutari nehmen bis zum Abſchluſſe der Unterſuhung über die Beſchwerden der Pfarrkinder. „Gut; wir werden ihn aíſo freigeben. Aber du mußt uns einen Garanten ſtellen, der uns dafür bürgt, daß er niemanden verleitet, ihn an, uns zu rächen.“ „J< bin dafür Garant,“ erklärt Mſgr. Guerini. Die Albaneſen der Berge aber entgegnen darauf: „Nein, du biſt niht gut als Garant, denn du biſt Biſchof und du biſt alt. Rächt ex ſih, ſo können wic auf dih niht ſchießen, weil wir dih verehren. Du mußt einen anderen Garanten ſtellen, auf den wir auh : ſchießen

können.“ Und der Erzbiſhof mußte hinünker Thiden in ‘vie Sladt und dort ſeinen Diener holen laſſen, damit er als ſein „Garani“ im Bergdorf oben bleibe, „auf den man auh ſchießen kann“. Dann erſt konnte er mit dem befreiten Pfarrex abziehen. — Malzorenart !

Das zweite Bild: Der Koadjutor des Erzbiſchofs von Skutari wurde zum Erzbiſhof von Prisrend-Uesfübß ernanni. Die Skipetaren des Vilajets Skutari aber lieben, Mſgr. Lazzaro Miedia, hängen an ihm, wie an einem treu beſorgten Vater, der er au< wirklich für ſein Volk iſi. Und mit allem Nachdru> erklären ſie: „Muß Mſgr. Miedia fort von Skutari, ſo werden wir niht