Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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anſteigend über ſchmale Felskanten und -Bänder auf den |

Rücken des Berges, der oft ſofort wieder verlaſſen wird,

um auf der anderen Seite in Schwindel erregende Tiefen |

hinabzuſteigen. „Sm langſamen Paßgange, vorſichlig ein Bein vor

das andere ſeßend, verfolgen unſere Reittiere ſtundenlang ihren Weg, nur ſelten dur<h einen Trunk Waſſers er=

quidkt. Von den Zwergeichen, die an den Hängen wachſen, im Vorbeiſchreiïen ab und zu Zweige und Blätter ahbreißend, um ſie auf dem Wege zu kauen, tragen ſie ge-

duldig des Reiters Laſt auf Wegen, die in unſeren Gebirgen faum ein Jäger oder Hochtouriſt begehen würde.

Aber auch der Mut dieſer geduldigen und unendlih aus-

dauernden kleinen Pferd<hen wird manchesmal auf eine

zu harte Probe geſtellt. Kaum fußbreit zieht ſi<h in ragender Höhe an einem faſt ſenkrehten Abſturz ein

Fel8band entlang, das unſeren Pfad bildet. Jh ſchließe

auf Momente die Augen, um niht in den Abgrund“

ſchauen zu müſſen, der [ih hier auftut — da bleibt mein

Pferd plöulih zitternd ſtehen und wendet den Kopf nach“ mir um, wie wenn es ſih Rats erholen wollte. Von der

Höhe abſtürzende Steine haben die Wegſpur an dieſer

Stelle auf ein, zwei Meter Länge verwiſcht, die ſ<hmale Kante in den Abgrund mit ſi{< geriſſen. Da gibt es fein Wenden und Abbiegen; kein Abſteigen oder Ueber- -

klettern wäre hier mögli<h — hier heißt es einfach:

Vogel friß oder \tirb ! Das jüngere, ſhneidigere Pferd

des Kollegen Siebery hat die lebensgefährlihe Stelle

bereits mit einem Sprunge überſeßt, kaum daß es Raum gefunden hat, die Hufe aufzuſeßen und faſt häite es für |

die Hinterbeine keinen Halt mehr gefunden. Aber Sieberyhz |

iſt glü>li<h drüben und ich verſeße meinem Pferd einen

kräftigen Hieb mit der Gerte auf den Hals und alle |

ſeine Kräfte anſpannend, nimmt es mit einem gewaltigen Sate das Hindernis und landet mit mir auf dem gt