Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Richtig einſchäzen auh den Fürſten, der in C etinje reſidiert, als deſſen „Stammſchloß“ ein weitläufiges Bauernhaus in - N j € gus gezeigt wird: den Für ſten Ni k i t aV(Nikolaus), der am 14. Auguſt 1910 fein fünf-

_sigjähriges Regierungsjubiläum feiert. Denn Fürſt

Nikita iſt niht nur ein verträumter Poet — ſeine Dich=

tungen ſînd Meiſterwerke ſlawiſcher Poeſie — ſondern

/ auh ein erfahrener Krieger, ein Wojwode altſlawiſc en

Sc{lages. Und vor allem: er iſt ein Diplomat aller¿ünftigſter Art, klug, berechnend, weit ausſ>\auend. Mit ſeinen Crnâgoßcen verfehri er wie ein- Vater, wie das Haupt einer großen Familie. Jn dem langgeſtre>ten Talkeſſel, deſſen S<hmu> - die Reſidenzſtadt Cetinje iſt, hat er ſih ein Bauernhaus größeren Stils erbaut, das von den Landeskindern das fürſtliche Palais genannt wird. Die nah dem ſehr anſpruchsloſen „Reſidenzplaßz“ hinaus8gehende leine Terraſſe iſt der Audienzſaal des Fürſten. Hier hat jeder ſeiner Montenegriner freien Zus= tritt; hier hört der Fürſt, in einem überaus einfachen Seſſel aus Strohgeflecht Tibend, ihre Klagen- und Bitten, hier ſpriht er Recht. Hier entflammte er im vergangenen Winter ſeine Krieger zu ſtürmiſcher Begeiſterung, als er, „die Seele voll Trauer, weinend des Schi>kſales zweier ſlawiſcher Länder gedachte, die Deſterreich widerre<htli< an Ji nahm“, Von hier aus zogen ſeine Heerſcaren hinaus auf die Kuppen des Lowcen, um dort des Zeichens zu warten, das ihnen geſtatte, wie ein Sturm= wind hinunter zu eilen nach - Cattaro, die „Schwabas“ im Kampfe zu ſtellen. Aber das Signal wurde nicht gegeben, und der Winter wurde fälter und bitterer. Dg ſandten ſie eine Deputation nah Cetinje zu ihrem Fürſten.

„Du haſt uns, o Fürſt, geſagt, wir dürften in den Krieg ziehen, wir dürften jenes Oeſterreich vernichten, das unſere Brüder in den Bergen der Herzegowina und in den fruhtbaren Ebenen Bosniens unterjochte. Wir