Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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betreffenden Stelle erſchoſſenen Menſchen, und der Stein bleibt ſo lange dort, bis der Blutrache Genüge geleiſtet, bis die Tat ge‘ühnt iſt. Sobald dies geſchehen, wird der Stein entfernt,

Dann aber ſahen wir wieder flache und runde Steine auf den Aeſten der Väume ſorgfältig aufgeſchi<htet oder abſeits des Weges auf Fel3vorſprüngen placiert. Dieſe Steine legt der reiſende Albaneſe dorthin, wie mir Don Miedia erklärte, weil er weiß, daß ſeine Seele nah dem Tode alle die Wege wieder wandern muß, die er einſt geſchritten. Ermüdet nun dié Seele auf dieſer Wanderung, ſo ſoll ihr der flahe Stein im Schatten des Baumes oder auf dem geſhüßten Felsblo> als bequeme Ruhe= ſtätte dienen — eine ſinnige Vorſorge für den Toten und

: eine ernſte Mahnung an den Tod. Kein Albaneſe wird

es je wagen, einen ſolhen Stein zu entfernen und ſo eine müde Seele ihres Ruheplaßes zu berauben. — — E Ein ſiebenſtündiger, außerordentli<h anſtrengender Ritt hatte uns endli<h über die Höhen und durh die Schluchten des Mali Barſh zum Tale der Gömſitſhe ge= bracht, ein wildes Bergſlüßchen, das ſi<h beim Dorfe Gömſitſche in den Lrin ergießt. Aber wir konnten niht in das Tal hinabſteigen, ſondern hatten no< mehrere Stunden dem Kamm des Gebirges entlang zu reiten, bis wir endli<h na< Dur>furlung des Flüßchens nah Kſchira zu gelangen vermochien. Hier lernten wir eine carak= teriſtiſhe Erſceinung der a>erbautreibenden Malcija kennen, die unzähligen Berieſelmngs8fkanäle, welhe das ſlerile Karſlgebiet er anbaufähig machen müſſen. Nirgendwo bietet hier die Talſohle Raum für Acker= oder Weideflächen; nur die kleinen “Terraſſen der Gehänge können mit dürftigem Mais bepflanzt werden. Doch iſt eine ſtete tünſilihe Bewäſſerung der Saat erz