Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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dieſen rauhen Männern die Tränen in den Augen ſtanden, weil ſie wußten, dieſe einzig herrliche Hymne, von der ſie kein Wort verſtanden, ſei „das Lied der Oeſterreicher“.

Zu dieſem Zuſammenhang darf vielleiht no< erwähnt werden, daß die katholiſchen Malzoren wiltende

Antiſemiten ſind. Es gibt feine ‘Juden in. Albas.

nien, außer vielleicht jüdiſche Kaufleute in den mehr „ivi liſierten“ Hafenſtädten. Aber ſelbſi aus Sfkutari wurde mir erzählt, daß ein Malzore dort einmal ingximmig und allen Ernſtes nah ſeinem Revolver gegriffen habe, als ihm ein Jude gezeigt wurde: „Der Jud da hat Chriſtus gekreuzigt, ih werde ihn erſchießen,“ rief der yaive Sohn der Berge aus, den gangen Bazar von Skutari alar=mierénd. — — —

Dem Pfarrer von Kſchira führt ſein altes Mütterchen das Hausweſen. Mit unendlihem Eifer war das gute Frauchen für uns tätig, immer wieder bemüht, uns ja nihls an Speiſe und Trank abgehen zu laſſen, ſtändig fragend herüberſchitend, ob wir keine Wünſche hätten. Als i< dann endlih den guten Pfarrherrn bat, ex möge doh ſeine alie Mutter bei uns Play nehmen laſſen, da wir eigengebauten Weißwein aus dem Tale der Göm-=fitſche zu koſten begannen, da erregte dieſer von Freund Wenng lebhaft unterſtüßte Wunſch das größte Aufſehen

beim ganzen Haus8geſinde. Denn es wiar mo _1 nie erhört |

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worden, daß Ji eine Frau, daß ſi ſelbſt des Pfarr- |

herrn alte Muiter zum Tiſch der Gäſte ſeen diurſte. Die

Semmai daino mn

Stellung der Frau iſt nämli{, eine derart wenig

angeſehene bei den Albaneſen, daß eine ſolche „Bevor=

zuguïg" der Mutter des Hauſes alllen Anweſenden ſchier unbegreiflih ſchien.