Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Der ſchlechten, ja überaus ſchwierigen Tran3portverhält- | niſſe halber ſind, was niht unintereſſant iſt, in Muela | die Edelkaſtanien billiger als der Mais; Jie foſten dort (nah Baron Nopc3as Feſtſtellungen) fogar im Winter | bloß 6 Piaſter die Día. Kartoffeln ſind bis heute in Albanien als Nahrungsmittel nur in Skutari und in Prisrend bekannt, woſelbſt ſie als außerordentliche Deli= | tateſſe gelten; in der ganzen Malcija kennt man Jie übers | haupt niht. i

Ganz abgeſehen von der Unfruchtbarkeit des Bodens in der Malcija liegt wohl die Urſache des primiliven Zuſtandes der Landwirtſchaft in Albanien auh in den Verhältniſſen des Landes ſelbſt. Mit geladener Flinte am Rücken oder au< bloß dur< die Arbeitskräfte der Frauen läßt ſi< keine erfolgreiche Landwirtſchaft be= | treiben. „Trozdem,“ ſo ſchreibt Baron Nopecza, „wird infolge i von mir unbekannten Ccünden in zahlreihen Gegenden, ſo in Kthela und Merdita, aber auch in Shoſchi die Viehzucht immer mehr aufgelaſſen und zu der erträgnis8=armen Landwirtſchaft gegriffen. Es iſt dies zwar ein Fortſchritt der Kultur, und dies wird vielleicht mit der Zeit au<h Sitten und Gewohnheiten mildern, aber derzeit wird dieſer Fortſchritt von einer rapid zunehmenden und auf den Zuſchauer beängſtigend wirkenden Armut be=gleitet.“ Dieſe Armut iſt wirklich ſtellenweiſe erſchre>end / groß; ſie wird nur von der Bediixfnislojigfeit der Alba=! neſen übertroffen. Und es iſt gar nicht abzuſehen, wie ſich: das arme Volk aus dieſer Lage herausacbeiten könnte. Eine Fruchtwechſelwirtſchaft iſt in der Malcija unbekannt; / tiefes Aern iſt unmöglich, gedüngt wird faſt gar nicht, | und iſt es vielleicht dur fleißige Bewäſſerung gelungen, i ein wenig Fruht auf die Halme zu bringen, ſo weiß | man no< immer niht, ob eine Ernte möglich ſein wird, | denn ein oft gar raſ< entflammender Streit zwiſchen zwei | Stämmen vernichtet in wenigen Stunden die Arbeit vieler