Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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die im Menſchen ſ{hlummernden Geiſter der Bequemlichkeit wurde erfolgrei<h abgeſchlagen, und dieſer Ausdauer verdankten wir dann einen der genußreichſten, intereſſanteſten Abende in Albanien überhaupt.

Durch das Tal aufwärts reitend, wurden nir von einem Gewitter überraſht, und ein bei ſeiner inmitten reicher Maisfelder erbauten Viehſtallung Hantierender Albaneſe bat uns, mit ſeiner Gaſtfreundſchaft fürlieb zu nehmen. Einladend ſchauten von den das Tal einſäumenden Hängen zwei mächlige albaneſiſhe Kulen wie alte Ritierburgen auf uns herab, und die eine von ihnen bezeichnete der freundlihe Malzore als ſeine Wohnſtätte. Wir wußten, daß in BVBrdeti einer der reichſten Albaneſen, der ehemalige Chef des Gebietes von Dukadſchin, hauſe — eine der beiden Kulen war gewiß die ſeine. Muſtafa=-Aga war uns als einer der angeſehenſten Malzoren geſchildert worden, der bis vor wenigen Jahren Oberhaupt der ganzen Landſchaft geweſen ſei. Von ſeiner Freigebigkeit, von ſeiner Sorge für Arme und Kranke, hatte man uns Wunderdinge erzählt und man hatte uns für albaneſiſhe Verhältniſſe fabelhafte Summen genannt, die dieſer mohammedaniſhe Arnaute gemeinnügzigen Zwecken opfere. Wir hatten Gelegenheit gehabl, durch wohlgepflegte Felder zu reiten, die in ihrer ganzen Bewirtſhaftung laut von der hohen Intelligenz und der zwe>ſicheren Art ihres Beſißers ſvyrahen. Und nun glaubten wir, dieſen Mann, von dem uns ſo viel Sympalhiſches geſagt worden war, vor uns zu haben, und wir freuten uns ob der Ausſiht, eine Nacht unter ſeinem Dache zubringen zu können. Mit Freuden nahmen wir die Einladung an. Der freundlihe Malzore aber nahm ohne ein weiteres Wort ſeine Büchſe auf die Schulter und ſchritt voran. Es war ein beſchwerlicher Weg hinauf zur Bergeshöhe, auf der ſeine Kula ſi troßig und alles überragend erhob, aber dieſen lebten