Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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i So begegnet man den Märchen vom Aſchenbrödel und Schneewittchen, von Allerleirauh und vom Zauberſpiegel, von den Elfen in Berührung mit Mann, Weib und Kind, vom Hans Däumling und Blaubart auch bei ¡ den Albaneſen —- und wenn ſelbſt die lokale Zutat eine andere iſt als beim griechiſchen oder deutſhen Märchen, ſo iſt doh der weſentlihe Jnhalt mit der ſtammver= wandten Fabel ſehr leiht in: Uebereinſtimmung zu bringen. | Nebenbei fehlt es niht an Tierfabeln, an Märchen, die aus dem Türkiſhen oder Griechiſhen ſinngetreu über= \tragen wurden, aber au niht an Märchen von aus= igeſprohen lofalem und nationalem Gepräge mit all den | Ausdrücken der Wildheit und Urwühjigkeit, welche das jalbaneſiſhe Leben überhaupt charakteriſieren. Es mögen hier von den leßteren nur einige Märchentitel ihre Anführung finden, aus denen ſi< auf den Inhalt ungefähr ſchließen läßt. So gibt es ein Märchen, „Das Mädchen, das Roſen lacht und Perlen weint“; eines „Hänskhen, dem cin Mohr in den Mund ſpeit“; dann eines mit den Titel „Das Mädchen im Krieg“, welches in folz gendem wegen ſeines <arakteriſtiſhen Details ſeinen Plag

ÿ finden möge. Es beginnt, wie jedes albaneſiſhe Märchen,

mit den ſinnigen Worten: „Es war und es war nicht“ und dann heißt es weiter:

„És war einmal ein König, der drei Töchter hatte und eines Lages aufgeboten wurde, in den Krieg zu ziehen. Da er aber ſhon alt und ſ{wähli< war, ſo betrübte ihn das ſehr, und er ſaß tagelang, um darüber nachzuſinnen, was er tun ſollte. Da fam ſeine älteſte Tochter zu ihm und fragte: „Was haſt du, Herr, daß du heute ſo traurig biſt?“ — „Das geht di<h ni<hts an, pae dih deiner Wege.“ — „Mein lieber Vater, ih muß! es wiſſen und gehe nicht eher von der Stelle, als bis du es mir ſagſt.“ — „Was ſoll ih dir ſagen, mein armes Mädchen? Man hat mich zum Kriege aufgeboten, und