Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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und da fam es ihm vor, als ob ſein Gaſt kein Mann wäre. Er ging alſo zu ſeiner Mutter und ſpra<h: „Jh glaube, das iſt ein Mädchen, Mutter.“ Die wunderte ſich ſehr über dieſe Rede und ſagte: „Wie kann ein Mädchen in den Krieg ziehen?“ Er aber blieb bei ſeiner Meinung; doh um ins Klare zu fommen, riet ihm die Mutter: „Führe ſie in den Wald und \{<lafe neben ihr auf dem Graſe, und wenn du beim Aufſtehen ſiehſt, daß der Plaß, wo du gelegen, friſcher iſt, dann iſt es “ein Mädchen. Jt es aber nicht der Fall, dann FÆ es ein Mann.“

Da gingen ſie zuſammen in den Wald und ſchliefen auf dem Graſe. Als aber der Prinz eingeſchlafen war, da ſ{<li< ſi<h das Mädchen weg und ſchlief an einer an= deren Stelle und kehrte erſt kurz vor Tagesanbruh an ſeinen Play zurü>. Als ſie aufgeſtanden waren, unterſuchte der Prinz die Pläße und ſah, daß der, wo die Prinzeſſin gelegen, grüner war als der ſeinige. Und bei ſeiner Rückkehr geſtand er dies ſeiner Mutter und dieſe erwiderte: „Hab ich dir's niht geſagt, daß es ein Mann ſei !“ Er aber blieb bei ſeiner Meinung.

Als nun das Mädchen Abſchied nahm, um in ſein Reich zurüczukehren, und aus der Stadt herausgeritten war, da rief es: „Ein Mädchen im Kriege ! Als Mädchen bin ih in den Krieg gezogen, zur Schande des Eſels vom König.“ Als das der Prinz hörte, ſagte er zu ſeiner Mutter: „Siehſt du, Mutter, daß ih Recht hatte und daß es ein Mädchen war ! Aber ih will hinziehen in ihr Neich und ſie zur Frau nehmen.“

Der Prinz zog alſo alte Kleider an, kaufte ſi< eine Anzahl Spindeln, Kunkeln und Halsbänder, ging nah der Siadt der Prinzeſſin und bot ſeine Waren feil, in= dem er ſ{hrie: „Spindeln, Kunkeln, Halsbänder für den goldenen Zahn !“ — denn er wußte, daß die Prinzeſſin einen Zahn verloren und dafür einen goldenen eingeſetzt