Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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è dieſer Gegend anſchaulih machte und gar niht genug

| hervorzuheben wußte, wie wertvoll es ſür uns ſei, daß

Jup von Brdeti uns als Gäſte aufgenommen habe und uns bis Mihajne begleiten werde. Denn nun ſtänden wir unter dem Schugze ſeines mächtigen und einflußreichen Hauſes- und Jup habe ſi<h auh ſchon bereit erklärt, dafür zu ſorgen, daß wir in Mihajne ebenſo verläßliche Begleitung erhielten.

| Die zerriſſene und zerklüftete Schlucht mit dem wirklich vielverſprechenden Namen (Tal der “Ueberdiebe) bot eine ſehr beſhwerlihe Paſſage. Die Felſen treten hier ſtellenweiſe ſo nahe an das Belt des reißenden Bergwaſſers heran, daß man genötigt iſt, die Pferde tief im Waſſer gehen. zu laſſen. Einige Mühlen primitivſter Ein-

'' rihtung, welhe ſih die Kraft des Flüßchen8 dienſtbar

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gemacht haben, ſind die einzigen Zeugniſſe menſchlichen Lebens in dieſer ſchauerlihen Wildnis, die nur hie und

1 da durch heiſere Schreie mächtiger Raubvögel zwar belebt, ! aber nicht freundlicher geſtaltet wird.

Ganz in Betrachtung dieſes, einzigartigen Landſchafts= bildes verſunken, wurde ih plößli<h von enlſetlichem ‘Angſtgeſchrei überraſcht, das von den aus dem Fluſſe ſteil aufſteigenden Felſen her erſcholl. In haſtiger Cile verſuchte eine Frau mit einem vielleicht dreizehnzährigen Mädchen die Felswand zu erklimmen, itändig den ſchrillen Angſtſchrei wiederholend: „Der Weiße, o der Weiße da !“ Ich konnte mir den Grund der Beſorgnis dieſer Frau niht erklären, aber die Situation war außerordenllih ungemütlih, da dies Zetergeſhrei in Bälde wohlbewaſſnete Albaneſen uns auf den Hals zu hetzen ſehr geeignet war. Dazu war ih unſerer Karawane um vielz leicht fünfzig Schritte vorauägeritten, ſo daß es bei den abſcheulichen Terrainverhältniſſen eine Weile dauerte, bis dur ldie albaneſiſchen Landsleute der geängſtigten Frau der Zwiſchenfall aufgeklärt und beigelegt werden konnte.