Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Gefragt, was ſie gegen den „Weißen“ (das war ich, der ih einen weißen Drillichro> trug) habe, gab die Frau zitternd und bebend zur Antwort, „der Weiße ſei ein türkiſcher Offizier, welcher in dieſes Tal geſandt worden ſei, um Frauen und Mädchen zu rauben.“ Unſcr Pater Michael mußte alle Schleuſen ſeiner Beredtſamkeit auftun, um klarzuſtellen, daß, wir weder türkiſche Dftiziere ſeien (Freund Wenng ſtand im ſelben Verdachte wie ih), no< daran dächten, albaneſiſhe Frauen und Jungfrauen zu entführen. So fonnten wir denn ruhig weiter reiten, aber es ſchien mir dieſes Intermezzo do< ſehr bezeichnend zu ſein für den Ruf, in dem die türkiſche Soldateska bei den Frauen des albaneſiſhen Hochlandes ſteht ob mit Recht oder zu Unrecht, vermochten wir nicht zu unterſuchen.

Bevor wir zur Häuſergruppe von Mihajne kamen, ſchritt unſer Freund und Führer Jup bis auf Rufweite an das erſte Haus hinan, das JTi<h auf ſanfter Berglehne erhob, und benachhrichtigte die Bewohner, daß er uns in ihren Schuß zu ſtellen wünſhe, daß wir aber niht raſten könnten, ſondern ſogleich weiterreiten müßten. Nach wenigen Minuten ſtieg denn au<h ſchon ein ſtämmiger Arnaute den Bergpfad herab, tauſchte mit Jup von Brdeti herzliche Worte der Begrüßung und lette ſich dann nah lebhaften, an unſere Vdreſſe gerichtelen Freundſchaftsverſicherungen an die Spitze unſeres Zuges; er führte uns in ſorgſamſter Weiſe über den Bergpaß nach Flethi. Daß wir uns von dem wackeren Jup in | herzlihſter Weiſe verabſchiedeten, bedarf wohl faum | eigener Erwähnung. Jhm und ſeiner ebenſo warm- | herzigen als nachdrüd>li<hen Empfehlung verdankten wir | es, daß wir von nun an relaisartig Führer und Be- | gleiter von jedem Stamme, ja von jedem größeren YDrte, | mitbekamen, den wir paſſierten, daß alſo ſtändig ſowohl / für unſere Sicherheit, als für ortskundige Führung aller- /

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