Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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| ſchen den beiden Stämmen geltenden Uebereinkommen

| darin, daß dem Malefizianten das Haus verbrannt und

| die Felder devaſtiert werden, und: er überdies 20 Tſ\cheſſe

| (zirka 700 Kronen) Entſchädigung zahlen muß. Natürlich ver-

| fällt er nebſtdem der Blutrache ſeitens der Familie des

: Getöteten. “Nach der Vereinbarung haben die Beſſa auh

* die Hirien und die Mäher. Je na> Bedarf werden die

| Beſtimmungen in öffenklihen Volksverſammlungen modi/ fiziert oder erweitert.

: Beſonders wichtig iſt die Beſſa bei der von Stein= meg erwähnien Tſchaffa Nermanjs deshalb, weil ſie \ſi{< _ auf den einzigen Weg bezieht, der über den 2000 Meter hohen Geb1irg8zug Mali Schals führt und die beiden : ſeit unvordenklicher Zeit in blutigſter Feindſchaft lebenden ' Stämme der Nikai und Shala verbindet. Die Scala —] ſind der ſtärkſte und angeſehenſte Stamm des nordalbani=z (ſchen fatholiſhen Hochlandes, denn ſie zählen etwa 500 Häuſer mit rund 4500 Seelen. Sie halten am ſtrengſten [an der Blutrache und an den überkommenen Bräuchen | feſt, wovon die vielen zerſtörten Gebäude in ihrem Ge| Fiete das augenfälligſte Zeugnis ablegen. Mit den im ſüdlichen Teil des Schalatales wohnenden Schoſchi ſind

| ſie aufs engſte verbündet. Begegnen ſih na< Sonnenuntergang oder außerhalb ? des durch die Beſſa geſhüßten Raumes ein Nikaj und ein Shala, ſo tritt immer das Gewehr in ſkrupelloſe Aktion. „Freudenſchüſſe krahen in wilder Luſt,“ berichtet Slieinmet, „wenn ſi<h die Kunde verbreitet, daß wieder ein Angehöriger des gegneriſchen Stammes ins Jenſeits be= fördert worden ſei. Schier ſchauerlich iſt es, und die Er= ¿ählungen von den alten Rothäuten leben wieder auf, wenn man hört, daß bei Anbru<h der Naht Schala und Nikaj über den Gebirgspfad \{<leihen und auf den LTodfeind lauern. Oft bleiben ſie zwei Tage lang im feind=