Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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nah ihm kam der „Herr des Blutes' („zati i dschakul), der nächſte Verwandte des von ihm Getöteten, dem alſo die Ausübung der Blutrache oblag. Ruhig trat dieſer jedo< auf den Dſchakſur zu, begrüßte ihn vor allen anderen und ſebßte ſi< dann neben ihm nieder. Suspendiert war die Blutrache, ſo lange beide Gäſte des Hauſes - waren; den Mörder ſ<üht das unverleßbare Gaſtrecht.“ Und an anderer Stelle berichtet derſelbe gründliche Kenner des albaneſiſchen Volkstums, daß er in der Malcija zwei Nikaj zu Begleitern hatte, von denen einem vierzehn Tage vorher der Oheim erſchoſſen worden wax, ſo daß er als nächſter Anverwandter die Blutrache zu üben hatte. Unterwegs erfuhr nun Steinmeß von ſeinem Begleiter, ſie wären eben mit dem verfolgten Dſchakſur zuſammengetroffen; ſie hatten mit ihm au<h Gruß und einige harmloſe Worte gewehſelt. Auf Steinmeß" Frage, warum der Bluträcher nicht ſein Gewehr habe ſyrechen laſſen, erwiderte dieſer, „er Habe es ihm (Steinmet), dem Gaſte zu Ehren niht getan.“ So wird der Gaſt bei den Albaneſen geehrt, #o hüßt das Gaſtrecht ſelbſt den verfolgten Mörder !

Einen weiteren ſehr bezeichnenden Beleg dafür, wie der ganze Stamm jeweils die Verlegung des Gaſtrehtesſelbſt dort ahndet, wo eine Blutrache mit im Spiele iſt, erzählte der Pfarrherr von Spatſthi, welcher beritete: In Fani lebten zwei Männer in Blutrache. Der Rächer konnte, da ſich der Verfolgte ſehr in aht nahm, niht zum Schuſſe kommen. Um endlich die Sache zum Abſchluſſe zu bringen, verſprah ex (was dort öfters geſchieht) einem dritten Jnwohner des Dorfes eine Summe Geldes, falls dieſer ſeinen Gegner erſchieße. Der nichts Ahnende kam nun kurz darauf in das Haus des gedungenen Helfers, und dieſer {<oß ihn, die Gelegenheit benüßend, nieder. Kaum war dieſe unerhörte Verleßzung des Gaſtrehtes ruchbar geworden, als ſi< ſ{<hon die