Archiv für slavische Philologie : Jovanović, »La Guzla« de Prosp. Mérimée

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Kritischer Anzeiger.

Bücher und Schriften auch ein Laie erreichen kann ? Das Buch des Herrn J. hätte auch zur Hälfte seines Umfanges dieselbe Bedeutung, ohne seine Mängel, haben können. Es scheint beim Verfasser die Tendenz vorhanden zu sein, einerseits zu sehr ins Detail einzugehen, anderseits den Hintergrund des eigentlichen Gegenstandes zu breit auszumalen; so sind es häufig Einzelheiten und Nebensächlichkeiten, die uns beim Lesen aufhalten, häufig auch Wiederholungen, die ermüdend wirken. Was die letzteren anbelangt, sind sie vor allem schon durch die zu breit angelegte Disposition des Materials bedingt. Es war von vornherein wahrscheinlich, daß sich die »Origines« eines Werkes wie »La Guzla« mit seinen »Sources«, zum Teil wenigstens, berühren, ja decken werden ; trotzdem erscheinen sie hier als erster und zweiter Hauptteil des Buches voneinander getrennt und jedes für sich behandelt. So kam es natürlich, daß der Verfasser im ersten Kapitel der »Origines« (,Les Illyriens dans la Littérature française avant »La Guzla« 1 ), nachdem er in den beiden ersten Paragraphen die serbo-französichen Beziehungen der früheren Zeit erschöpft hatte, schon beim dritten Paragraphen (»Les voyages de Fortis«) in die »Sources« geriet, weil es eben in der Natur der Sache lag, daß Mérimée diejenigen Autoren und Schriften als Quellen benutzte, die unmittelbar vor ihm über Illyrien und die Illyrier berichtet hatten; in den »Quellen« später wurde demnach das Wiederholen (über Fortis, Nodier usw.) unvermeidlich. Weiter kam es auf diese Weise, daß im zweiten Kapitel des ersten Teils (,La Ballade populaire avant »La Guzla« 1 ) von Fauriel und seinen Sammlungen, und von Vuk und seinem Einflüsse in Deutschland, die Bede ist, die dann beide, im zweiten Teil, als Quellen von Mérimée wiederkehren. Ja schon im dritten (Schluß-) Kapitel des ersten Teils (.Prosper Mérimée avant »La Guzla« 1 ) wird im zweiten Paragraphen wieder von Fauriel gesprochen, und wenn sich der Autor konsequent geblieben wäre, hätte er hier nochmals auch über Nodier sprechen müssen. Schon diese Wiederholungen infolge der Disposition des Materials würden uns in der Meinung bestärken, daß den Verfasser der »Überfluß« zum überflüssigen verleitete. Dazu kommt dann besonders noch das erwähnte verschwenderische Nacherzählen von bekannten Tatsachen. Zuviel fremdes, bereits verwertetes und auch in endgültiger Form dargestelltes Material hat Herr J. in sein Buch aufgenommen; ganze Seiten und Kapitel sind aus- und abgeschrieben worden, wo einige Sätze oder ein Hinweis auf die Quelle denselben Dienst geleistet hätten. Nur das Neuentdeckte, das zu Ergänzende oder zu Berichtigende war erwünscht und für die Wissenschaft von Belang, und auch das nur in dem Falle, daß es mit dem eigentlichen Gegenstände im inneren Zusammenhänge stand. So enthält besonders der erste Teil des Buches Bekanntes-Allzubekanntes (über Fortis und die »Morlaquen«, Nodier in Illyrien usw., vor allem das zweite Kapitel, Die Geschichte des Volkslieds vor »La Guzla«), aber auch im zweiten und dritten Teile hätte so manches wegbleiben oder kürzer gefaßt werden können. Noch eine größere Schwäche als die Redseligkeit des Autors glaube ich in diesem Buche in der Art und Weise der Quellenangaben entdeckt zu haben. Auch scheint mir dieses Thema sehr zur Erörterung geeignet, da