Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Von Franz Eugen. 231
bergers voll Angſt in die Stadt hinunter geflüchtet, zuerſt gehört, und die Schre>ensfunde flog wie ein Lauffeuer von Haus zu Haus. Groß war der Jammer in den Familien der Verſhworenen, die nun thre Männer, Väter und Brüder in der Gewalt des Falfenbergers wußten, und fürchteten, er möchte ſie für den frechen Ueberfall an Leib und Leben ſtrafen. Aber au< Diejenigen, welche feinen ihrer Angehörigen unter den gefangenen Bürgern hatten, waren ſehr befümmert, denn ſie ſahen voraus, daß der geſcheiterte Ueberfall niht nur für die Theilnehmex ſelbſt, ſondern auch für die ganze Stadt von verhängnißvollen Folgen ſein werde.
Ein Tag verſtrich_na< dem anderen, ohne daß die Einwohner von Bingen irgend eine Kunde von der Burg Klopp empfangen hätten. In angſtvoller Spannung hin= gen in der Stadt die Augen Aller an den droben düſter in's Land bliéenden grauen Burgmauern und der immer aufgezogenen Zugbrü>e, und kein Bote des Domprobſtes wollte erſcheinen, der ihnen Nachricht gebracht hätte über das Schifſal ihrer gefangenen Mitbürger. Man machte ſih auf das Schlimmſte gefaßt.
Kuno v. Falfenberg hatte ſi< indeſſen, nachdem ſein erſter Zorn verraucht war, überlegt, daß es niht flug iſt, den Bogen zu ſtra} anzuſpannen, und die Milde hier den Fntexeſſen des erzbiſchöflichen Stuhles förderlicher ſein würde, als zu große Strenge. Er ließ alſo den Städtern kund thun, ex werde diesmal Gnade üben und die gefangenen Bürger frei laſſen, wenn die Stadt dagegen auf diejenigen ihrer Freiheiten und Privilegien verzichten wolle, welche