Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
230 Eine Epiſode aus der Chronit der Stadt Bingen.
iſt die volle, vorbehaltloſe Unterwerfung Eurer Stadt unter die biſchöfliche Jurisdittion.“
Keines Wortes mächtig ſtarrten die überraſchten Bürger mit fahlen Geſichtern auf den ſtreitbaren geiſtlichen Herrn, dex ihnen jet, da er heil und unverſehrt vor ihnen ſtand, ivie der Nacheengel des Gerichts erſchien. Jn tiefer Zer= fnixſhung fielen Alle auf die Knice und flehten um Gnade und Vergebung. Aber finſter und kalt blictte der Domprobſt auf ſie nieder, es war ein Augenbli> ſtolzen Triumphes für ihn, als er Diejenigen, vor denen er vor wenig Stunden al3 ein bittender Gefangener ges ſtanden, jebt zitternd vox feinem Zorn zu ſeinen Füßen liegen ſah.
„Führt dieſe Aufrührex alleſammt in das Burgverließ,“ rief ex ſeinen Mannen zu, „dort werden ſie Zeit zur Reue und Buße finden und erkennen lernen, daß es Chriſten nicht geziemt, ſich gegen die von Gott eingeſeßte Obrigkeit zu empören.“
Mit dieſen Worten wandte er den Bürgern den Rücken, welche von den Reiſigen dem Befehl ihres Herrn gemäß ſofort in das Burgverließ gebracht wurden.
Dex Morgen, welcher dieſem Ueberfall der Burg Klopþ folgte, wax nicht nux für die droben gefangenen Vürger, fondern für die ganze Stadt Bingen ein ſehr trauriger. Das Gerücht von dem, was auf der Buxg geſchehen war, hatte ſih ſ{on in Bingen verbreitet, die Mägde, welche in der Frühe Waſſer am Brunnen holten, hatten es aus dem Munde des Mädchens, das den Verſchworenen die Thore geöffnet und das ſich bei dem Anxü>en des Falken=