Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
246 Jeruſalem einſt und jet.
Vorbei an Ruinen, dur<h ſ<male, oft ſtufenförmig ſteigende Straßen und Gaſſen führt der Weg nah dem mohammedaniſchen Viertel, zux prachtvollen Omarmoſchee. Die mäthtige Kuppel auf achteäigem Unterbau iſt eines der herrlichſten Denkmäler altſarazenicher Baukunſt. Nicht weit davon entfernt ſteht die nur ivenig fleinere Afſa= moſchee mit einer bewundernswerthen Kanzel aus feinſter Schnißarbeit in Cedernholz. Beide Moſcheen nehmen die Stätte des einſtigen Tempels Salomonis ein — Unter ihrem Baugrund befinden fich noch heute die gewaltigen Gewölbe, die Herodes der Große aufführen ließ; es ſind fünfzehn Reihen mächtiger quadratiſcher Pſeiler von über zwanzig Fuß Höhe — ein Rieſenwerkl
Sn dem überaus enggebauten unſauberen Judenviertel iſt es vox Allem die große, mit einem Koſtenaufwand von über einer Million Piaſter erbaute Synagoge deL Aſchkenaſim, der Fremden, d. H. der polniſchen, ruſſiſchen und deutſchen Juden, die unſere Aufmerkſamkeit feſſelt noch intereſſanter aber iſt vielleicht die ſogenannte Klage= ſtätte, der Ort unterhalb des Lempels Salomonis, wo ſich an den Feiertagen die Angehörigen der iſraelitiſhen Gez meinde verſammeln, um unter Trümmern, und Ruinen über den Fall Jeruſalems zu jammern und die verheißene Zukunft, die Wiederaufrichtung des Reiches David's zu exflehen.
Großartig ſind auch die Wohſlthätigkeitsanſtalten, die in neuerer Zeit von reichen Glauben8genofſen zum Beſten der ſehr armen jüdiſchen Gemeinde errichtet worden ſind: das mächtige Rolhſchild*ſche Hoſpital und das von Montez fiore gegründete und nah ihm benannte Armenhaus allen