Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Adolph Stre>fuß. 118
die zurüc{behaltenen zweihundert Thaler jährlich übermitteln, bis die Schuld meines Neffen abgezahlt worden iſ. Mein Neffe wird, davon bin ih überzeugt, mit einer derartigen Abzahlung ſeiner Schuld einverſtanden ſein, ex wird mich nicht zwingen, die Hilfe des Gerichtes gegen ihn in An= ſpruch zu nehmen; mi aber würden Euer Hochwohlgeboren dur< Erfüllung meiner Bitte zu tiefſter Dankbarkeit ver= pflichten.
Mit dex Verſicherung ausgezeichneter Verehrung
Euer Hochwohlgeboren ganz exgebenſter Widmann, Prediger in Wermersdorf.“
„Ein recht erbauliches Schreiben!“ ſagte Egon, als er den Brief geleſen hatte, ſeiner Gewohnheit nah leiſe zu ſich ſelbſt ſprechend. „Gewiß wird der Brief, den ih heute Abend erhielt und no< ungeleſen in der Taſche habe, eben= falls von dem Onfel Widmann herrühren.“
Ex zog das Schreiben hexvox und las es. Er hatte richtig gerathen, der Brief enthielt Drohungen Widmann's gegen ſeinen Neffen, wenn dieſer fich weigere, jährlich zwei= hundert Thaler feines Gehaltes zur Rückzahlung ſeiner Schuld zu opfern.
Aergerlich zerfnitterte Egon den Brief. „Gottlieb Pechmayer hat alſo zum dritten Mal ſein Geld verſpielt,“ murmelte ex. „Jhm iſt niht zu Helfen, man muß ihn ſeinem Schicſal überlaſſen. Ex ſieht dies wohl auch ſelbſt ein, ſonſt hätte er no< einen Verſuch gemacht, dur<h Bitten und Drohungen mich zu einer nochmaligen Hilfe zu be= wegen.“