Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
214 Die lebten Tage eines Kaiſerreichs.
über uns herein, daß von Anfang an eine regelre<te Ver= theidigung gar niht mögli<h war. Was nüßte alle bel= giſche, alle öſterreichiſche Tapferkeit gegen eine Kriegsführung, welche dieſe gewiß abgehärteten, erprobten und todeêmuthi= gen Truppen auh während einer mehr als dreijährigen Campagne ni<t hatten lernen können? Wie der Sturm=wind kamen die Schaaren heran, ohne fi<h weder dur< das Kartätſchen=, no< durch ein gut unterhaltenes Klein= gewehrfeuer aufhalten zu laſſen. Jh ſelbſt ſah Offiziere in ihren weiten weißen Gewändern, mit dem rieſigen, wohl drei Fuß im Durchmeſſer habenden Sombrero auf dem Kopfe, bis faſt zu den Mündungen der Kanonen hinreiten, der Laſſo ſauste dur die Luft, ſlang ſi< um die Glie= der der Kanoniere und lieferte dieſe wehrlos dem Feinde in die Hände. Und trobdem hätte ſich das kleine Häuf= lein gegen die Uebermacht gehalten, wenn niht im entſcheidenden Moment Oberſt Lopez mit zwei Schwadronen feiner Huſaren eine verhängnißvolle S<hwenkung gemacht und dadur< den Kaiſer mit ſeinem Stabe bloßgeſtellt hätte. Das Fußvolk Escobedo's, diefen unſeligen Fehler, den man dem Oberſten Lopez — und wohl“mit Ret als Verrath auslegte, bemerkend, benüßte die entſtandene Lücke und brach in unſer Centrum ein.
Alle Ordnung begann ſich jeht aufzulöſen — das Gez feht war verloren. Kaum gelang es dem Kaiſer, mit dem ſtark gelichteten Häufchen ſeiner Tapferen einen fluchtartigen Rücftzug nach der Feſtung Queretaro zu bewerkſtelligen, wo er ſich ſofort von den ſiegreichen Feinden eng eingeſchloſſen ſah. Das merikaniſche Trauerſpiel nahte ſi< ſeinem Ende,