Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Bon Gottfried Pfeuffer. 225
geſ<nürt wird; iſt dies geſchehen, ſo gibt man ihm einen elenden Zügel in die Hand, und die Fahrt fann be= ginnen. Die Lappen haben no< eine andere Gattung von Schlitten, die ſie „Naid=achian“ nennen, eine Art großen oſſenen Bootes, deſſen ſie ſich zum Transporte von Waaren und Lebensmitteln bedienen. Die ruſſiſche „Troika“ dagegen iſt der eleganteſte Schlitten, den man fich denken fann. Sie beſteht bei den Vornehmen und Neichen aus einem Kaſten von Acajouholz, der im &Fnneren mit den feinſten Maroquin ausgeſchlagen iſ und auf einem überaus zierlichen Geſtelle ruht. Die Troika iſt mit drei Pferden beſpannt, die von dem „Jſtwoſ<htſc<ik“ (Kutſcher) dur< vier Dügel gelenkt werden; von den drei Pferden geht das mittlere in der Scheere, die beiden anderen ſind mit ihm nur dur einen lo>eren Riemen verbunden und dur< Nebenſtränge an den Schlitten geſpannt.
Das Schlittenfahren iſt eine uralte winterliche Lieblings= beluſtigung der germaniſchen Völker. Vornehmlich vom Ausgange des 15. bis Ende des 16. Jahrhunderts bildeten die Schlittenparthien eine geſellige Freude der Wohlhaben= den in den Städten. So erzählt Aloyſius v. Oxrelli in einem Briefe über das Leben in Zürich um das Jahr 1555:
„m Winter iſt es eine faſt allgemeine Beluſtigung erwachſener Junggefellen und junger Ehemänner und Frauen, zu Nacht an gähen (abſchüſſigen) Gaſſen auf leinen Schlitten zu fahren, welche, mit Schellen und vie= [en eiſernen Ringen behängt, ein lautes Getöſe machen,
das dur< Lachen und Jauchzen oft bis zum tobenden Bibliothek, Jahrg. 1884. Bd, 1. 15