Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. Vv. d. Elbe. - 137
mit ihrer Mutter plaudern und hatte den Kinderwagen an ihrer Seite, Die größeren Kinder aber liefen hin und her, blieben oft bei Melanie, hielten unter ihrer Anleitung einen Kramladen von Blumen und Gräſern und ließen ſich Gez ſchichten erzählen, Weite Ausflüge, zum Onkel in die Treibhäuſer, zu Roſinchen in die Wirthſchaft oder den Kuhſtall, gaben ihnen Abwechslung die Fülle. Sie halfen au< gern auf ihre Art und trugen der neuen Tante ihr Glas Milch in die Laube.
Meiſtens ließ es ſi< aber Frau Bredemann ſelbſt nicht nehmen, ihren zarten Gaſt zu bedienen, ſie ruhte dann gern auf der Bank neben Melanie von den Mühen ihrer Wirth= [haft aus.
„Könnte ih Fhnen nux auh jemals etwas helfen oder leiſten, liebe Frau Bredemann,“ ſagte Melanie eines Tages, von dankbaren Gefühlen bewegt, als die alte Frau puſtend bei ihr anfam und ſi<h den Schweiß mit der Schürze von der Stirne tro>nete. „Sie haben ſo viel zu thun, ich ſehe Sie Alle ſo geſchäſtig und i<h bin ganz unthätig und unbrauchbar.“ „Sie tverden bald wieder auf Jhre Art arbeiten, mein Kind,“ tröſtete die gute Frau und bemerkte mit Wohl= gefallen, daß ſi die {malen Wangen der Kranken ein ivenig gerundet und daß die großen blauen Augen neuen Glanz bekommen hatten. Welche feinen weißen Händchen das Mädchen hatte, und wie das ſchimmernde blonde Haar ſich in leichten Löfchen um die weiße Stirne kräuſelte! Es iſt doh etwas ganz Eigenes mit den vornehmen Leu= ten, dachte Mutter Bredemann. Als ſie ging, nahm ſie