Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
138 Sommerblumen,
ſi< vor, Melanie’s Wunſch zu erfüllen und ihr irgend eine leichte Arbeit, wie ſie ja im Geſchäft vorkamen, zu verſchaffen.
Sie traf ihren Robert bei ſeiner Schweſter Sophie ſtehend, ex trug ein Körbchen mit abgeſchnittenen friſchen Myrten in dex einen, Draht, grüne Seide und Band in “dex anderen Hand,
„I< bin ganz aus der Uebung, Robert ,“ fagie Frau Sophie mit ablehnender Handbewegung. „Habt Jhr denn Roſinchen noh immer nicht ſo weit ?“
„Die macht unſerer Magd das Leben leiht, zu etwas Feinevem hat ſie kein Geſchi>, “ entgegnete der Bruder ärger= lih. „Die Gehilfen kann ih doh niht mit ſolchen Kleinig= keiten aufhalten; es iſt von jeher Frauenarbeit geweſen.“
„Das foll wohl der beſtellte Brautkranz für die Major8= tochter werden?“ fragte die Mutter herzutretend. „Melanje - Spôx möchte gern was thun, verſuch's ’mal mit der.“
Robert ſah ſeine Mutter groß an, dieſe fuhr fort: „Nun ja, das arme Ding will ſein Glas Milch verdienen, und wenn es ein dankbares Gemüth hat, iſt's ja gut und recht und man kann ihm die Freude gönnen.“
Sie ging in's Haus, der Sohn aber wandte ſich kurz und trat gleih darauf zu Melanie in die Laube.
Im täglichen Verkehr mit vielen Menſchen aufgewachſen, längſt gewöhnt anzuordnen und zu befehlen, war ihm nie eine Anwandlung von Verlegenheit gekommen. Als ex jebt abex vor dem zarten Mädchen ſtand, das mit fragendem Erröthen ſeine großen Augen zu ihm aufſchlug, fand er ‘niht gleih Worte für ſein Anliegen.