Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v. d. Elbe. e
Ex lüftete mit gutem Anſtande ſeinen Strohhut und ſtammelte einige Worte, die ſi< auf ſein Anliegen bezogen.
Sie errieth die furzen Andeutungen, ſtre>te bereitwillig und erfreut die Hand na<h den Myxten aus und rief: „O, geben Sie nux, wie froh bin ih, etivas thun zu können! Freilich,“ fügte fie ſto>end hinzu, „weiß ih niht, ob es glüden wird; i< habe noh ni<t oft einen Kranz ge= bunden, Sie zeigen mix vielleicht gütigſt, wie Sie ihn wünſchen ?“
Er ſchüttelte die Myrtenzweige auf den Tiſch, rollte das grüne Seidenband mit raſchem Griff um den Draht und begann, die Zweige dicht und glatt aneinander fügend, das zierliche Gewinde. Sie gab aufmerkſam Acht, er ſagte ihr, daß der Kranz in der Mitte etwas ſtärker werden müſſe, wozu ſie verſtändnißvoll ni>te, dann nahm ſie den Anfang aus ſeinen Händen.
Sie griff die Arbeit fo geſchi>t an, ein Zweig fügte ſich ſo ebenmäßig an den andern, das Werk gedieh ſo raſch, daß er thr mit Bewunderung zuſah.
„IH hatte doh Recht,“ meinte ex lächelnd, „als ih vorhin meiner Schweſter ſagte, daß Kränzewinden Frauen= arbeit ſei; Sie haben ein merkwürdiges Talent dafür!“
Die beiden Hände auf den Tiſch geſtüht und vornübex geneigt, verfolgte ex die zierlichen und behenden Bewegungen ihrer ſ{lanfen Finger, die blüthenweiß von dem dunklen Grün dex Myrtenzweige abſtachen, und unangenehm bez troffen fuhr er auf, als ihn ſeine Mutter vom Hauſe her rief. Ex verließ die Laube, fand auf dem Hausflux den Burſchen des Majors, dex den Kranz forderte, und kehrte.