Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Novelle von A. v. d. Elbe. 177
tochler mit ſchaffen ſo lange ihre Kräfte hielten. Es wax do ſehr hübſch, ſi<h den Sohn in einex neuen Villa mit einer vornehmen Frau zu denken! -
So ſtand ſie alſo längſt auf Nobert’s Seite, hatte ſi auf ſeinen Wunſch gern entſchloſſen, dieſen Nachmittag Melanie herüber zu holen, und behielt nun das Pärchen mit Spannung im Auge.
Es entging ihr niht, daß die Beiden in bewegtem Ge= ſpräch dem Lindenhügel zuſchritten, und ſie wußte felbſt nicht, wie es fam, bald befand ſie ſich auf demſelben Wege. Gewiſſermaßen zu ihrer eigenen Entſchuldigung pflücte ſie ſich im Vorübergehen einen Strauß und dachte dabei an die neulichen närriſchen Reden des Medicinalraths. Solch? ein fluger Herr wußte freili<h mehr von geheimen Dingen, wie ſie, Jn den Sommerblumen ſollte ein Spuk ſte>en, der Liebesleute zuſammenkuppelt, ja, ſo war es geweſen ! Al2 ſie von ihrem Reſedafelde aufſah, bemerkte ſie plößhlich in den nahen Levkojen ein leiſes Raſcheln, etwas mehr als einen Windhauch, ſah etwas Buntes aufflattern, dahingleiten, verſ<ivinden. War's ein Mäuschen, ein großer Schmet= texling, eine glänzende Schlange, oder. waren es die Blu= menfelche ſelbſt geweſen, die vor ihren feuchten Augen ſchillexten?
Jedenfalls behauptete ſie ſpäter und erzählte es ganz zuverſichtlich dem Medicinalrath, ſie habe den Kobold ge= ſehen, von dem ex wiſſe. Derſelbe ſei dem jungen Paar auf den Ferſen geweſen, nun müſſe das Bündniß glücklich ausfallen.
Dieſe Schlußfolgerung knüpfte ſie allerdings erſt nach-
Bibliothet. Jahrg. 1884. Bd. YI. 12