Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Ernſt Hellmuth. -191
drei gede>te Roſſe mit ihren Knappen, zwei andere Knechte trugen Ulrichs Schild und Helm. Weiter ein Flötenbläſer und Paukenſchläger, drei Knechte je mit drei zuſammengebundenen Speeren, zwei weißgekleidete Mädchen, zwei Fiedler, die eine fröhliche „Reiſenote“ aufſpielten; dann Ulrich ſelber, zu Pferde, in weißſammtenem Mantel, einen mit weißen Perlen beſäeten Hut auf zwei braunen ſtarken Zöpfen, die mit Perlen umwunden über dem Gürtel ſchwankten; am Leibe einen Frauenro>, darunter ein ebenſo langes weißes Hemd, einen Schleiex vox dem Geſicht, ſeidene Handſchuhe an den Händen.
Dieſe abſonderliche Venus erregte natürli<h in jedem Ort, durch den ſie mit ihrem Aufzug kam, großes Auf= ſehen, und ſie kam in keine Stadt, in der ſie niht mit einer Menge von Rittern die angeſagten Lanzen brach, in feine, in der ſie niht von den mitgenommenen goldenen Ringen an Diejenigen vertheilte, welche einen Speer auf ſie verſtachen. Oft waren es glänzende Turniere und Feſte mit zahlreichen Frauen, die wegen ihrer Ankunft in einer Stadt aufgeboten wurden , und nux mit Noth und Mühe fonnte der umſhmeichelte Ritter dann ſein ſeltſames Jn= fognito behaupten. Einmal unterweges überraſchte ihn ein anderer Triumph. Seine Dame ſchi>te ihm einen minniglichen Gruß dux einen Boten, rühmte ihn und ſchenkte ihm zum Zeichen, daß ſie Theil an ſeiner Ehre nehme, einen Ring, den ſie zehn Jahre an ihrer Hand getragen. Knieend empfing er dies Kleinod, füßte es hundertmal und ſ<welgte in Seligkeit über ſeines „Herzens Freudenſchein“.