Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
194 Here Ulti v. Uglenſten.
jäßigen gegeben hatte; das Haar war grau geſärbt, ſeinen Körper bede>te über dem Koller ein grober, halb zerfeßter Rok. Und am Abend, als ex wieder unter den Elenden ſaß und ſein Abendeſſen von der Schloßmagd gereiht ex= hielt, ſah er ſich genarrt dur< den Beſcheid, daß ihn die Dame niht vor dem nächſten Abend empfangen könne; dann möge ex ſi<h im Graben verborgen halten und unter ein hohes Fenſter treten, ſobald ex Licht dort ſehen würde. An einem Stri> wolle man ihn da vermittelſt einer Schlinge hinaufziehen.
Dies machte den romantiſchen Minneritter allerdings mißmuthig, aber ex beſchloß au8zuharren. Um während dex Nacht niht mit dem kranken Volk zuſammen zu ſchla= fen, ging ex in ein Kornfeld, wo ex mit ſeinem Diener böſe Stunden untex Regen und Sturm zubrachte, ſo daß ex am Morgen lange umherlaufen mußte, ehe ex wieder tro>en und warm wurde. Er dur(hſtrih den Wald, lang= weilte ſi<h qualvoll und tröſtete ſih nux mit der Hoff= nung, dafür am Abend dur< huldreiche Aufnahme bei der Dame ſeiner Ritterminne entſchädigt zu werden.
Endlich dunkelte es. Mit ſeinem Dienex ſtieg er müh= ſam in den tro&enen Burggraben, wo er hinter Steinen ſich vox den Augen des Wächters verbarg. Bald erſchien auch das Licht am Fenſter. Ulrich warf jeht ſein Bettler= fleid ab und {li< hin, wo bereits die Schlinge hing. Ex trat hinein, ſein Knappe half, und er fühlte ſich empor= gehoben, Aber den zarten Händen, die den Stri> zogen, wurde die Laſt zu ſ{hwer, ſo daß es dreimal vergeblich verſucht wurde. Aergerlich ließ Ulrich nun ſeinen Knappen,