Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Haſſo Harden. y 223 hielten, und die Zeit ſeit 1870, in der die Mäßigung und Weisheit Kaiſer Wilhelms und ſeines Reichskanzlers, ver= bunden mit der moraliſchen und phyſiſchen Ueberlegenheit Deutſchlands, einen Friedenszuſtand herbeiſührten, der troß alex Anfeindungen bis heute beſteht und hoffentlih no< ret lange Beſtand haben wird. Beide Perioden zeigen un8 ein wirkli erreichbares Ziel, ſie zeigen uns greifbare Reſultate. Sie beweiſen, daß der Wille der Völker, perz ſonifizizt im Willen der Herrſcher, im Stande iſt, den Krieg zeitweiſe zu verhindern, wenn ſi<h nämli< in den Händen eines oder mehrerer Monarchen eine Macht vexeinigt , die genügt, um jeden Friedensſtörer zu zerſhmettern. Aber der redlichſte Wille und die erhabenſte Staatskunſt wird einen Friedensbruch nicht dauernd, nicht für immer zu verhindert vermögen — nurx zu wahr bleibt des Dichters Wort: „Es fann dex Beſte nicht in Frieden leben, wenn es dem böſen Nachbar nicht gefällt.“ Auch die von den Friedensapoſteln vorgeſ<lagenen Schied8gerichte zur Schlichtung von Zwiſtigz teiten, die Uebertragung der Entſcheidung an den Monaxchen eines unbetheiligten Staates führten ſtets nur in unkex= geordneten Angelegenheiten ein günſtiges Reſultat herbei, in wirklich entſcheidenden Augenbli>en wurden ſie weder att= gerufen, no< wäre ihx Urtheil geachtet worden. Wohl fonnte ein Streit, wie der ſogenannte Alabamazwiſt *),
*) Es handelte ſi< um die Ausrüſtung von Kaperſchiſfen, welche England, entgegen den - Beſtimmungen des Völkerrechtes, während des nordamerifaniſchen Bürgerkrieges in ſeinen Häfen geduldet hatte. Die Union verlangte 45 Mill. Dollars Schadenerſaß, gab ſich aber ſ<ließli< mit 15!/2 Mill. zuſrieden.