Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
222 Das Phantom des ewigen Friedens.
‘dingung auf, welche allein den Uebergang aus dem Natur= zuſtand des Kriege? in den vollkommenen Kuſturzuſtand dauernden Friedens ermöglichen könnte; er verlangt vor Allem, daß Staaten und Völker ſih in ihren we<ſelfeiti= “gen Beziehungen zur Wahrheit bekennen, daß kein Frie= densvertrag mit dem geheimen Vorbehalt oder in der Jdee abgeſchloſſen werden foll, bei günſtigerer Gelegenheit den Krieg zu erneuern, er verwirſt, um mit einem ganz mo=dernen Wort zu ſprechen, die Revanchepolitik. Aber ſchou hier tritt, wie in den nächſten Forderungen, die auf die Abſchaffung der ſtehenden Heere, auf die Nichteinmiſchung eine3_Staates in die Verhältniſſe eines anderen u. |. w. abzielen, der Widerſpruch dex herrlichen Kant'ſchen Fdeen mit dem wirklichen Leben, mit den geſ<hi<tli<hen LThat= ſachen und wohl au< mit der menſchlichen Natux hervor. Was wäre Deutſchland. ohne den Befreiungskrieg, der dem Frieden von Tilſit folgte? Welche verderblichen Folgen hatte es, daß Nordamerika in ſeinem großen Bürgerkrieg kein ſtehendes Heer beſaß, die Revolution der Südſtaaten mit ſtarker Hand niederzuwerfen !
Die neuere Zeit hat uns zwei große Epochen gebracht, die in gewiſſem, aber doch wieder nur beſchränktem Sinne die Verwirklichung des allgemeinen Frieden8wunſches her= beiführten : die Periode von 1816 bis 1848, in welcher die von den Kaiſern Alexander von Rußland und Franz von Oeſterreich, ſowie dem König Friedrich Wilhelm II. von Preußen gegebenen Anregungen die als fogenannte
„heilige Allianz“ bekannt gewordene Verbindung europäi [he Herrſcher zu Friedenszwe>en ſ{hufen und aufrecht er=