Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
228 Das thieriſhe Leben im Waſſertropfen.
das Waſſertrinken arg verleidet. Nun hat allerdings ſchon Leeuwenhoek berechnet, daß ſich bei einem ſeiner Verſuche 6000 bis 10,000 Thiexchen in einem Waſſertropfen befanden ; aber das Brunnentwvaſſer, ſowie das filtrirte Waſſer unſerer Waſſerleitungen enthält wenig oder gar kein organiſches Leben. Wollen wir einen Bli> in dieſe geheimnißvolle Welt thun, ſo müſſen wir das Wafſer aus klaren Teichen, langſam fließenden Bächen und Gräben, in denen ein üppiger Pflanzenwuchs vorhanden iſt, nehmen. Dort finden wir die ſ{hönſten und mannigfaltigſten Formen, während im trüben und ſ{<mußigen Waſſer, welches viel= fah für eine beſonders günſtige Fundſtätte dieſer Thiere gehalten wird, nux wenige unanſehuliche Arten, dieſe aller= dings in unendlicher Menge, vorkommen.
Mit leichter Mühe kann ſih ein Jeder ein mikroſko= piſches Aquarium herſtellen, in welchem die im Freien ge= fundenen mikroſkopiſchen Thiere gehalten und gezüchtet werden. Das Gefäß beſteht aus einem Glashafen, Ein= macheglas oder no< beſſer einem Glaskaſten von circa 30 Centimeter Länge, 20 Centimeter Höhe und 7 Centi= meter Breite. Es wird mit reinem klaren Waſſer gefüllt, in welches einige Éleine ſhwimmende Waſſerpflanzen, nament= lih Waſſerlinſen, eingeſeßt werden.
Wer ſich dieſe geringe Mühe niht verdrießen läßt, der wird ſih dadur< manche genußreiche Stunde verſchaffen. Bringen wix nux einmal einen Tropfen Waſſer unſeres Aquariums untex das Mikroſkop, Eine neue Welt enthüllt fich unſeren Bli>en. Hier ſißen auf ſ<hwankenden Stielen zarte Blüthen von wunderbarer Schönheit; dort ſtehen