Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Profeſſor Dr. W. Heß. 229
mehr oder weniger veräſtelte Bäume mit einer Fülle von Knospen und Blüthen bede>t, die in beſtändiger Bewegung ih öffnen und ſ{<ließen und unerſättlich mit unzähligen ſchwingenden Wimperhaaren Nahrung heranwirbeln, deren Gang dur< den Körper wir genau beobahten fönnen; dort wieder ſißen andere knospenähnliche Thierchen in einer fryſtallenen Schale, bald ihren zarten Körper aus derſelben hervorſtre>end, bald ſi, wie die Schne>e in ihr Haus, in dieſelbe zurü>ziehend; und dazwiſchen ſchwimmen zahlreiche freie Formen von den mannigfaltigſten Bildungen, von grüner, blauer, ſhwarzer und brauner Farbe, Thieren von der Form eines Pantoffels, andere mit langem Schwanenhals, farbloſe Scheiben, von denen nach allen Seiten lange Strahlen auslaufen, wurmförmige Geſtalten mit geſpaltenem Schwanze und radartigen Organen am Kopfe — und Alle ſind in ſteter Bewegung, bald ſi< ſtre>end, drehend und wendend, und dann davonrudernd mit ungeahnter Schnelligkeit.
Ein faſt durchſichtiges, farbloſes, häufig mit feinen Körnchen durchſeßtes Schleimklümpc<hen ohne Hülle und oÿne beſtimmte Form zieht unſexe Aufmerkſamkeit auf ſich. Selbſt die ſtärkſten Vergrößerungen unſerer beſten Mikroſkope zeigen uns nichts anderes. Wix erkennen keine Spux von Organen. Aber dies Schleimfliimpchen lebt. Es iſt eine Monere, die einfachſte und niedrigſte Form in der Thierwelt.
Betrachten wir die Monere längere Zeit untex dem Mifroſfop, ſo bemerken wix, daß ſich an beliebigen Stellen des weichen Körpers treppen= odex fingerförmige Fortſäße