Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
116 Der Condéex.
werthes Daſein. Als ſolchen liebte ihn mit der Jnnigkeit einer lauteren, e<t weiblichen Natur die Frau, die er mit einer ſreventlichen Lüge geworben, und mit einer unbefangenen Herzlichkeit, al ruhe feine Shuld auf ihm, genoß er das Glüdcf dieſer Liebe und derjenigen ſeines unſ{<huld2= vollen Kindes in vollen Zügen. Wenn ein ſ{lagender Betveis darüber hätte gegeben werden ſollen, wie unſinnig die Auffaſſung der Menſchen iſt, den Verbrecher für ein Geſchöpf fremder Art zu halten, der guter, natürlicher Empfindungen gar nicht fähig ſein könne, ſo lieferte ihn dieſer Horaëk, in den ſi< der Condéer verwandelt hatte. Durch eine wirkliche Herzen®leidenſchaft war er zwar zu einem neuen und einem abſcheulichen Verbrechen, zu dent Betrug eines reinen Mädchenherzens getrieben worden, aber dabei war doh au< der Vorſaß in ihm maßgebend geweſen, dieſen Frevel dur< ein beſſeres, vorwurfsfreies Leben gut zu machen, in- der fortgeſeßten Täuſchung ſeiner Frau über feine Vergangenheit und ſeine Perſon ihr Glü>k zu ficern. Nach einer Gewiſſenloſigkeit ohne Gleichen, womit er fi<h Wohlhabenheit, Unabhängigkeit, Sicherheit vor der Juſtiz, ſeinem Chrgeiz ſ<meichelnde Achtung bei den Leuten, bei einer braven Familie, in deren Kreis ex trat, erſtohlen hatte, wollte er das Laſter mit der Tugend, das Verbrechen mit ehrbarer Arbeit vertauſchen, und die Energie verließ ihn niht, dies zu ermöglichen. Die Welt, die er verachtete, die Gerechtigkeit, der er ſo lange offen getroßt, das Weib, das ihn liebte — er betrog ſie mit der Seelenruhe eines Menſchen, dex ſich darüber gar keinen Vorwurf zu machen braucht und ſein Recht gax nicht bezweifelt, nunmehr gut