Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
10 Dex Talisman des Weibes.
es niht, Proteſt dagegen einzulegen. Ein gewiſſes Gefühl furchtſamer Ehrerbietung verſchloß thr die Lippen.
„Was iſt denn vorgefallen, Frauchen?“ forſchte ex, Jrma's roſiges Kinn emporhebend, weicher und vertrauen= erwe>ender. Sofort entſtürzten ihren Augen Thränen, ſie lehnte das blonde Haupt an ſeine Schulter und weinte laut.
Jezt wurde ihm wirklich bange. „J<h bitte Dich, Jrma, was fann Dich ſo betrüben in meiner Nähe? Du haſt Verdruß gehabt? Ueber was? Sprich, geliebtes Kind, wer that Dir etwas zu Leide ?“
Wäre ſie weniger leidenſchaftlichex Natur geweſen, würde Jrma gewiß den leßten Vorfall verſhwiegen haben, ſo aber gab ſie dem tief gehegten Gefühl der Unbefriedi= gung, der Langweile, der gefränkten Eitelkeit und des oft verleßten Stolzes dieſen allerkindli<hſten Ausdru>, no< dazu einem Manne wie Hans Meiſchi> gegenüber.
„VS war ausgegangen,“ brachte ſie unter Schluchzen hervor, während thre Arme ihn feſter umſ<hlangen, „ih war ausgegangen, rothen Atlaß zu faufen, und bekam ihn uicht!“
Meiſchi> lachte ironiſ<h! Es durchzu>te erkältend das Heiße, überwallende Herz des nah Mitgefühl verlangenden jungen Weibes. Meiſchi>, aufrichtig erzürnt über eine ſolche Profanation des Gefühls, die ihm ebenſo unfaßbar als unverzeihli< dünkte, löste heftig Jrma's Arme von ſeinem Halſe und ahnte nicht, wie doppelt wehe er thr in dieſem Augenbli> damit that. -
„Um eines rothen Plunders willen dieſe Scene?“ rief er zurü>tretend. „Weil der Kaufmann zufällig eine Laune