Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Georg Hartwig. 11
nicht befriedigen kann, verſeheſt Du mich in Angſt und Schre>en, denn Deinem Betragen na< mußte ih anneh= men, e ſei ein wixfliches Unglüd> geſchehen! Rother Atlaß! Es iſt nicht zu glauben! Und darum dieſe Thränen eines verzogenen Kindes! Schäme Dich, Frma !“
Und fie ſchämte ſich, o, wie ſehr! Ja, vernichten hätte die junge Frau fich mögen ihrer Thorheit halber! Aber in der Tiefe des Herzens ſammelte ſi< elwas wie Groll gegen den ſtrengen Gatten, troßiger, fur<htſamer Groll.
Hans Meiſchi> hatte die Gewohnheit, einen empfun= denen Aerger am ſchnellſten in der Einſamkeit zu über= winden ; es ſtammte dieſe Cigenthümlichkeit noh aus ſeinem Funggeſellenleben, das ex bis in ſein vierunddreißigſtes Lebensjahr hinein auëgedehnt hatte. Deshalb verließ er auch heute in beſter Abſicht ſofort nah dem Vorfall Jrma's Gemach, um ſpäter bei Tiſche ein unbefangenes Geſpräch führen zu fönnen.
Möglich, ja wahrſcheinlich, daß ein liebreiches Nachz eilen ſeiner Gattin den Verdruß weit ſchneller no< zer= theilt hätte, aber Jrma war einerſeits zu ſchüchtern, ihm eine Liebfoſung aufzudrängen, andererſeits au<h no< zu erbittert, um vielleicht eine zweite Demüthigung gelaſſen hinzunehmen. Die Kämpſe falſcher Scham und unnüßer Neue jedoch, welche nun in der Einſamkeit für Frma folgten, hätte ein einziges theilnehmendes Wort, ein Kuß von ſeinen Lippen verhindern fönnen, das iſt ſicher.
Als der Amtsrichter zum Mittagsmahl wieder erſchien, vermochte Jrma noh nicht die Augen gegen ihn aufzuz lagen, ex dagegen reichte ihr freundlich, als ſei nichts