Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Georg Harlwig. 15
bin, mit Dix und für Dich zu leben, ſo laß mi<’3 do< niht ſo oft fühlen. Dann meine ih zuleßt, Dich nicht mehr zu lieben, und zittere doh vor Freude, wenn Du mich wieder in die Arme ſ{<ließeſt !“
Er hatte ſie feſt an ſi<h gezogen. Rührung, vermiſcht mit der tiefen Zuneigung, welche ihm dieſes {öne Weſen vom erſten Augenbli> an eingeflößt, ließ ihn ihre Lippen füſſen. Aber heiße, überwallende Leidenſchaft war ihm fremd, auch in dieſem Moment befremdete die ihrige ihn gewiſſermaßen. Seine Liebe war ernſt, ſtark und unver= brüchli< treu, das wußte Meiſchi> genau, darum hielt ex ſtürmiſche Verſicherungen für überflüſſig.
„Niemand auf dieſer ganzen Welt kann es beſſer mit Dir meinen, als ich, meine Jrma!“ ſagte ex bewegt. „Daran halte Dich ſtets! Du biſt mein Glück, ſo wie Du mix eben ſagteſt, daß i<h das Deine fei. Aber wix müſſen einander no< viel beſſer kennen lernen, das habe i< ein=geſehen, und darum iſt es gut, wenn eine dritte Perſon vorläufig niht in unſer Haus eintritt. Nicht wahr, das wollteſt Du damit ausdrücten ?“
Damit! Mit dem heißen Erguß des ſehnenden Herzens ! Im Grunde hatte er Recht. Jn Allem, was ex geſagt, hatte er Recht, gewiß! Abex warum fühlte fich Jrma gerade bei dieſer ausdrü>lichen Verſicherung feiner Liebe fo un= befriedigt, faſt unglü>li<? Warum zog abermals eine fältende Regung der Scham durch ihre Seele und forderte ihr das Gelübde ab, derartige Empfindungen fkünſtighin zu unterdrüden ?
„Jh werde alſo Tante Käthe ſchreiben, daß meine kleine