Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
22 Der Talisman des Weibes.
ſam übex ihre zu>enden Lippen. „F< ertrage das nicht! Sage, was i< thun und was i< laſſen ſoll, aber den Spott gib auf.“
„Sehr gerne, ſobald Du Dich nux willig meiner beſſeren Einſicht fügſt,“ erwiederte er, ihre Hand frei= gebend. „Wozu dieſe Erregung, Irma? Jt es Dir denn unmögli<, etwas Ernſtes und Wichtiges mit derſelben Gelaſſenheit zu behandeln, mit der Du überflüſſige Neben= dinge zu betreiben weißt? Ein zorniges Frauenantliß iſt wirklich nihts Anziehendes, glaube mir!“
„ZG habe Deine Ruhe niht und werde fie niemals beſißen!“ exwiederte ſie, immer no< bemüht, ſich zu bez Herrſchen.
Meiſchi> drücte auf eigenthümli<h ſ{<arfe Weiſe die Lippen zuſammen, ein Zeichen, daß er in hohem Grade unzufrieden war. „Soll das ein Vortvuxrf ſein?" fragte er nach einer drü>enden Pauſe, welche der jungen Frau endlos däuchte.
„Nein — aber ih — Du —“ ſtotterte ſie zaghaft.
„Damit die Sache klargeſtellt wird,“ ſagte er gelaſſen, „möchte i< Dich bitten, etwas mehr Sorge für den Haus= halt zu tragen und dem Mädchen nicht Alles unbedingt anzuvertrauen. Der Staub auf meinem Schreibtiſch iſt ſeit einigen Tagen niht mehr entfernt worden, und in der Zimmeret>e lagen heute früh nicht fortgefegte Papierſchnibel. E8 iſt Deine Sache, liebe Jrma, ſolche Ungehörigkeiten zu verbeſſern und zu rügen. Eine ſorgliche Hausfrau duldet überhaupt keine ungeſchi>te Dienſtbotenhand an dem Arbeitstiſ{< ihres Gatten.“